Izumo an der japanischen Meerseite
Hotel The Cliff
Auf unserer Fahrt von Hagi an der Küste entlang in Richtung Izumo wollen wir in einem Hotel übernachten, das wir so nicht in Japan, sondern eher an der Westküste in Kalifornien erwarten würden.
„Hier muss es sein… Oh! schon vorbeigefahren!“, rufen wir wie aus einem Mund. Freistehend, links von der Straße, an der Küste ein modernes, eingeschossiges, Gebäude, das wir erst als unser Hotel erkennen, als wir im Rückspiegel lesen: GARB Cliff Terrace Izumo. Unsere nächste Frage: „Ist es das Hotel, oder ist das ein Restaurant “?
Tatsächlich, es ist das von uns gebuchte Hotel, gleichzeitig Restaurant. Wir hatten ein höheres Gebäude erwartet. Das hier passt eher in die Surfer Szene Kaliforniens, es fehlt lediglich der Touch von ausgeblichenen Holzverkleidungen. Dieses supermoderne Gebäude besteht aus Beton und sehr viel Glas. „Wo sind denn die Zimmer “? Erst mal lassen wir uns überraschen.
Die Anmeldung ist unkompliziert, kalifornisch lässig, Mit dem Fahrstuhl geht’s hinunter bis fast auf Meeresniveau in eine gewollte Dunkelheit. Bis sich unsere Augen an den kaum beleuchteten Gang vor den acht Zimmern gewöhnt haben, wird uns schon die Zimmertür geöffnet und Sonne überflutet den Gang. Beim Eintreten sagen wir nur: „Wow “. Über das breite Bett hinweg schauen wir auf eine Terrasse mit zwei leichten Liegestühlen und einem Jacuzzi auf den Himmel, es gibt keine Begrenzung zwischen Himmel und Meer. So ähnlich muss der Mönch Kukai (774 – 835) auf Shikoku aus seiner Höhle aufs Meer geschaut und Himmel und Meer als eins gesehen haben. (Siehe auch unseren Bericht von 2014) Wir schauen auch nicht geradewegs in den hellen Himmel, sondern über eine nach unten gekrümmte Betonmauer, so dass wir den Eindruck haben über eine Ellipse Himmel und Meer zu sehen.
Das Zimmer selbst ist auf den ersten Blick spartanisch eingerichtet. Rechts und links helle, glatte Betonwände, doch dann entdecken wir nach und nach die geniale Einrichtung. Zu beiden Seiten der Eingangstür ist jeweils Toilette und Bad in dunklem, wertvollen Basaltstein. Direkt nach dem Eintreten stoßen wir auf eine hohe Ablage mit Kaffeemaschine und darunter die Einrichtungen, die wir für unsere Wäsche benötigen. Die Ablage wird für unsere Toilettensachen sofort in Beschlag genommen, wunderbar praktisch. Wirklich architektonisch super gelöst, wir fühlen uns trotz der Sichtbeton-Wände sofort heimisch.
Der Blick von der kleinen Terrasse mit dem Jacuzzi aufs Meer zeigt uns, dass wir nicht ganz auf Strandniveau sind, sondern, dass hinter der Begrenzung der Terrasse erstmal Strandgras wächst und uns dann erst den Blick aufs Wasser eröffnet.
Übrigens: Der Jacuzzi wurde vor unserer Ankunft so angewärmt, dass wir ihn sofort benutzen könnten, doch wir ziehen es vor zunächst die Umgebung zu besichtigen.
Da gibt es nicht viel, außer einem supermodernen zweigeschossigen Nachbarn, der auch zum Hotel gehört und Zimmer für mehrere Personen vermietet. Etwas weiter die Straße hinunter entdecken wir noch zwei oder drei kleinere Restaurant-Cafés, die auch zum Hotel gehören. Alles moderne Neuzeit. Wir stellen uns vor, dass hier Investoren einen Abschnitt am Meer gekauft und nach amerikanischen Vorbildern in die Zukunft investiert haben.
Und dann kommt noch so ein Höhepunkt. Wir haben um 18:00 das Abendessen bestellt und werden an eine lange Theke am Fenster mit freiem Blick aufs Meer gesetzt. Neben uns, mit kleinem Abstand sitzen weitere Hotelgäste. Die Sonne geht unter, das Wasser ist gekräuselt und malt die Streifen der untergehenden Sonne bis zu uns. Ganz am Horizont zieht ein Schiff vorbei, Vögel fliegen aufs Wasser und steigen gegen die untergehende Sonne auf. Ein Bild, dass wir in uns aufsaugen, denn um 18:42 ist die Sonne hinter dem Horizont versunken und der geradeeben noch gelbliche Horizont wird in Minutenschnelle von der einbrechenden Dunkelheit aufgesogen. Uns fällt dazu der Capri Fischer, gesungen von Rudi Schuricke, ein und wir summen dazu: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt… “. Der Europäer kann es eben nicht lassen bei solch einer entspannten Stimmung an die Sonne Italiens zu denken. Dazu wird uns dann noch ein Michelin Sterne-verdächtiges 7- Gänge Dinner serviert. Besser geht’s nicht.
Zurück im Zimmer. Vom Bett aus gesehen strahlt jetzt das Jacuzzi Wasser hellblau und lässt den Blick auf den Himmel und das Meer wie durch eine übergroße Kameraline erscheinen. Als später das Licht auf der Terrasse ausgeschaltet wird, ist draußen alles schwarz und gibt den Blick in die Unendlichkeit frei.
Und dann am Morgen vor unserer Abreise: Das Frühstück an gleicher Stelle, an der wir gestern Abend das Dinner genossen haben. Jetzt der Blick auf das Meer mit der Sonne im Rücken. Auch von diesem Frühstück schwärmen wir noch auf unserer Weiterfahrt. Hier könnten wir einen weiteren Tag verbringen, doch The Cliff Izumo ist ausgebucht, wir hatten das Glück für eine Nacht. Auf zum nächsten Halt. Wir wollen nicht sehr weit entfernt, sehen und spüren, wo die Götter der Japaner am Strand landen, um im November eines jeden Jahres im Izumo Taisha ihre jährlich, einwöchige Sitzung abzuhalten.