Eine Freude: Autokauf und Service in Japan Teil 1.
Wer jemals in Japan ein Auto gekauft hat, weiß, dass er viel Zeit mitbringen muss. Am Beispiel AUDI in Yokohama Minato-Mirai möchten wir über unsere Erlebnisse mit dem AUDI-Japan Service zum Mit-Genießen und Frühjahrserwachen einmal berichten.
Die Auslieferung des neuen Autos wird zelebriert. Der uns schon beim Verkaufsgespräch so ans Herz gewachsene, sympathische Verkäufer nimmt sich alle Zeit zunächst einmal die zum Auto dazugehörenden Papiere auf das ausführlichste zu erklären. Das dauert mindestens eine Stunde, in der wir unser neues Auto zwar schon in der Auslieferungsbox, hinter einer Milchglasscheibe ungeduldig erahnen, aber eben noch nicht befühlen und besichtigen konnten. Aber diese Stunde ist wichtig.
Zwischenzeitlich kam immer wieder eine uniformierte AUDI Dame zu uns an den Tisch, brachte zunächst kalte „Oshiboris“, das sind die Tücher, mit denen man sich die Hände reinigen kann. Dabei weist sie auf ihre Menükarte hin, aus der wir uns heiße oder kalte Getränke aussuchen sollten. Wenn wir nicht mindestens einen Kaffee bestellten, wurde uns eine kleine Flasche gekühlten Wassers mit eingepackten Plätzchen gereicht. Der Verkäufer bekam dabei nichts.
In dieser Stunde vor der Auslieferung, wurden sämtliche Versicherungsfragen (anders geregelt als in Deutschland) noch einmal durchgegangen, weitere Fragen im Detail in aller Ruhe beantwortet. Der Niederlassungsleiter und der Servicebeauftragte der Niederlassung Minato-Mirai wurde zum Visitenkartenaustausch vorgestellt; dann ein üppiger Blumenstrauß einer AUDI uniformierten, jungen, japanischen Dame überreicht. Sie sprach „zufälligerweise“ auch noch perfekt Deutsch mit uns. „Ich komme aus Deutschland, herzlichen Glückwunsch zum neuen Auto“. Wir konnten alle wunderbaren Einzelheiten dieser in der Perfektion ausgeführten Auslieferungszeremonie zu diesem Zeitpunkt nicht in allen Einzelheiten erfassen.
Als uns jetzt endlich der Verkäufer in die Auslieferungsbox geleitete, standen die Verkäufer und Serviceberater im riesigen Showroom und den Verkaufstischen auf, verbeugten sich vor uns mit einem „Domo arrigato gozaimasu“, herzlichen Dank. Wowwww! Aber es sollte noch toller kommen.
Da stand er jetzt in hellem Licht. Die von uns gewünschte Auto Nummer fiel sofort ins Auge. Das Auto wurde von allen Seiten befühlt, immer wieder erklärt, Fotos mit und ohne Verkäufer und uns gemacht. Ein offizielles Bild davon wird uns später noch als Andenken mit Dank-wort in schwarzen Audi Fotorahmen zu uns nach Hause geschickt werden. Bedienungsdetails werden noch einmal demonstriert, weitere Fragen beantwortet. Der Deutsche wollte losfahren, die japanische Ehefrau sich noch einmal etwas erklären lassen!
Dann endlich der Augenblick der Abfahrt aus der Box. Natürlich stand er Niederlassungsleiter neben dem Verkäufer und verbeugte sich höflich. Doch der Höhepunkt kam dann erst.
AUDI Yokohama Minato-Mirai ist mit ca. 60 Mitarbeitern und einem wahrhaft imposanten Neubau die größte Verkaufs- und Service Niederlassung von AUDI in Japan. Die Hälfte dieser Mitarbeiter bildete jetzt ein Spalier und verbeugte sich wieder mit einem „Domo arrigato gozaimasu“ wie in der La-Ola-Welle. Die Servicemitarbeiter zogen dazu ihre Kappen ab. Gänsehautfeeling. Was machten wir? Wir nahmen mit vielen Gegenverbeugungen am Lenkrad den Dank der Mitarbeiter entgegen und dachten nur: „Das glaubt uns in Deutschland niemand“. Übrigens, bei Japans vielen gegenseitigen Verbeugungen, lernte auch der Deutsche im Laufe der vergangenen 37 Jahre sich angemessen zu verbeugen, was bei seinen deutschen Freunden, auf Besuch in Japan, hin und wieder zu einem leichten Lächeln führt. Eine gute Übung sich seines manchmal störenden Egos bewusst zu werden.
Eine Freude: Autokauf und Service in Japan Teil 2.
Schilderung der ersten Panne und deren Behebung während der Feiertage in der „Goldenen Woche“.
Schon am nächsten Morgen nach der Auslieferung des Wagens waren wir wieder bei AUDI. Wir wollten uns die Bedienung des Navis noch einmal erklären lassen. Starker Wind, Regen gemischt mit Sonne.
Unten an der Straße vor dem AUDI Gebäude steht der „Catcher“. Er sieht, ob jemand zu AUDI abbiegen will, hält ihn mit gekreuzten Armen auf, macht dazu die obligatorische tiefe Verbeugung, er lässt zunächst einmal Fußgänger sicher den Bürgersteig passieren. Dann erst gibt er uns in den kurzen Weg zum Gebäude frei. Dieser Mann, den wir den „Catcher“ nennen, steht dort immer – mit braun gebranntem, Wind-, Regen- und Sonne-gegerbtem Gesicht. Als Sicherheitsmaßnahme. Aber, er hat auch die Aufgabe per Funk zum Showroom durchzugeben, wer kommt, so dass bei Ankunft vor dem Eingang einige Damen und Herren herauskommen, um den ankommenden Fahrer zu begrüßen! Der Japaner verlässt sein Fahrzeug meist wortlos, das Einparken überlässt er diesen Mitarbeitern, er ist den Service gewohnt und manche erwarten ihn auch so. Wir sagten nur kurz, dass wir eine Aufklärung für die Navi-Bedienung bräuchten, schon stieß unser Verkäufer, wie von Geisterhand gesteuert, zu uns. Die Geisterhand ist die Funknachricht des „Catchers“. Er hatte unsere Autonummer durchgegeben, daraufhin wurde „unser“ Verkäufer umgehend informiert, der sich dann sofort um uns kümmerte. Also lernten wir – Geisterhand = Superorganisation. Zum wiederholten Mal erklärte er das Navi in allen Details und informierte uns wie wir unser Auto als Wifi Hotspot benutzen können.
Der Deutsche wurde während der „Schulung“ mal wieder, trotz eingeübten Shoganais, ungeduldig. Man muss nur machen, dann wird man es schon lernen, wie das Navi funktioniert, dachte er und besichtigte im Showroom ein paar andere Autos um sich die Zeit zu vertreiben. Doch dann zog es ihn wieder auf den Rücksitz, um den Erklärungen weiter zuzuhören. Draußen stürmte und regnete es. An der Türe klopfe es, unter einem großen Schirm eine uniformierte Dame, sie brachte unaufgefordert zwei in dünnes Plastik verpackte „Oshiboris“ und zwei Fläschchen Wasser. Mit gegenseitigen Verbeugungen nahmen wir überrascht das Unerwartete an und lauschten weiter den unermüdlichen Ausführungen des Verkäufers. Die deutschen Gedanken dabei: Was hat der Mann eine Ruhe. Während der „Goldenen Woche“ kommen so viele Leute zum Showroom um sich ein Auto anzusehen, und er erklärt uns zum wiederholten Male die Bedienung des Navis. Die aufkommende Langeweile des Deutschen schlug dabei um in Begeisterung und doppelte Anerkennung für diesen Herrn. Der Zeitpunkt zum Entschluss darüber diese kleine Geschichte zu schreiben.
Nach der Erklärung machten wir dann endlich die ersehnte erste Spritztour mit dem neuen Wagen. Der Geruch eines neuen Autos ist so wunderbar. Er benebelte vielleicht auch unsere Sinne ein wenig, sodass wir gar nicht daran dachten, gerade zur Hauptreisezeit in der „Goldenen Woche“ einen ungeplanten Ausflug machen zu müssen. Auf der Autobahn stellten wir dann schnell fest, dass die meisten Ausfahrten, an denen auch wir die hochgelegte Autobahn verlassen wollten, mit langen Schlangen wartender Autos verstopft waren. Da arbeiten die Japaner schon so viel und so lange, wollen dann mit ihren Kindern an einem Tag der „Goldenen Woche“ etwas Besonderes unternehmen. Und was tun sie? Sie stehen in stundenlangem Stau. Nichts für uns. Bei nächster Gelegenheit schafften wir es auf eine andere Autobahn wechseln zu können, zurück nach Yokohama. Da der Tank bei Auslieferung sowieso nur halb gefüllt war, beschlossen wir zum ersten Mal zu tanken.
An „unserer“ Tankstelle sprach uns der Tankwart unerwartet an: „Ihr Reifen hinten links ist platt“. Das konnte ja nicht sein. Sofortiger Anruf beim Verkäufer. Der riet den Reifen aufpumpen zu lassen und zu AUDI zurückzukehren, obwohl uns der Tankwart auch seine Dienste anbot und meinte, dass die AUDI Werkstatt wegen der „Goldenen Woche“ wohl geschlossen habe. 5 Minuten später das gleiche Bild beim „Catcher“. Wir kamen zum Eingang, wurden aber diesmal direkt, noch im Fahrzeug sitzend, weitergeleitet. Am hinteren Ende, dort wo wir das Fahrzeug gerade gestern erst abgeholt hatten, winkte schon ein Servicemann und wieder war der Verkäufer da. Die Geisterhand hatte ihn anhand unserer Autonummer alarmiert, dass wir angekommen wären. Der Verkäufer wiederum hatte schon nach unserem Anruf alle Beteiligten darüber informiert, dass wir mit einem Reifenschaden erscheinen werden und das Notwendige veranlasst! Erneut Wow!
Der Wagen wurde in die Werkstatt entführt, wir saßen mit dem Verkäufer am Tisch, wo er uns erklärte wie es weitergeht. Heute am Feiertag könnten sie keinen neuen Reifen aufziehen, weil der gleiche Reifen nicht im Laden vorrätig ist, also werden sie den Schaden erst einmal provisorisch flicken, so dass wir ohne Sorgen eine Woche mit dem Wagen fahren könnten. Außerdem erklärte er uns, dass alle Kosten für den Reifenwechsel von der Versicherung gedeckt seien. Ein Mitarbeiter brachte eine lange Schaube, die er mit weiteren Verbeugungen übergab. Das war also das corpus delicti. Eine rostige, lange Schraube, die sich in den nagelneuen Hinterreifen gebohrt hatte.
Und wieder wurden uns „Oshiboris“ gereicht, und wieder wurden wir aufgefordert Getränke zu ordern. Ein super gutes Restaurant könnte keinen besseren Service anbieten.
Nach einer dreiviertel Stunde war alles vorbei, wir verließen AUDI und den hilfsbereiten Service, wohlgemerkt am Feiertag in der „Goldenen Woche“ und „unseren“ hilfsbereiten Verkäufer.
Jetzt hoffen wir beide, dass unsere Begeisterung für diesen Teil des japanischen Service ein wenig ansteckt.
Genießt den beginnenden Sommer und achtet auf den Service in Deutschland.