Nur weniger als eine Stunde dauert der Flug von Haneda nach Hakodate und schon sind wir in einer anderen japanischen Welt.

StadtHakodate

Hakodate mit heute 275.000 Einwohnern hat eine prominente Lage auf Hokkaido. Ganz im südwestlichen Zipfel, wie ein Wurmfortsatz, ist die Stadt von drei Seiten von Wasser umgeben. An einem Ende des Hafens wacht dabei der Hakodate-Yama als natürlicher Wachturm über die Stadt. Wegen dieser idealen Lage wurde die Hakodate Bucht von Admiral Perry 1854, als einer der sichersten, natürlichen Häfen der Welt bezeichnet.

Genau wie Yokohama und Nagasaki wurde Hakodate im Rahmen des Vertrages von Kanagawa zwischen Japan und den Vereinigten Staaten im Jahr 1854 von Admiral Perry gezwungen sich für ausländische Schiffe für den internationalen Handel zu öffnen. Das können wir noch heute im Stadtbild Hakodates erkennen.
Am Fuße des 300 Meter hohen Berges liegt das Motomachi-Viertel mit seinen westlich inspirierten Bauten und der christlichen und russisch-orthodoxen Kirchen.
Der Hafen scheint heute die Hauptattraktion der Stadt zu sein.
Die früheren, langgestreckten Lagerhallen wurden wie die alte Schokoladenfabrik Ghirardelli in San Francisco sehr geschmackvoll zu Shops und Restaurants umgebaut.
Unter anderem auch die langgestreckte Lagerhalle für getrocknetes Kombu (Seetang), in die für das Hotel Nipponia ein Haus in Haus mit 6 Gästezimmern in Sichtbeton eingepasst wurde. Die hohe Decke der Halle ist mit der imposanten Balkenkonstruktion weiterhin sichtbar und lässt die frühere Nutzung erahnen. Das Nipponia Konzept haben wir 2019 und 2024 beschrieben,

Nipponia Hakodate gehört zu dieser Organisation. Ein weiteres Denkmal der Gruppe, restauriert und auf heutige Bedürfnisse angepasst.

Unser Zimmer liegt ebenerdig, ein großes Fenster zum Hafen mit dort ankernden Booten muss geschlossen bleiben, denn Touristen wandern hier in einigem Abstand vorbei und versuchen einen Blick ins Innere zu werfen. Herrlich, von drinnen die Menschen zu betrachten, die durch die dünne Store Gardine nicht hineingesehen können.
Um die Verbindung zur früheren Nutzung zu verdeutlichen, bietet uns Nipponia etwa 1 Meter lange, getrocknete Kombu-Streifen an, die wir ins Badewasser geben sollen. Sie entfalten sich hier sofort und geben dem Badewasser so etwas wie eine Dashi (japanische Boullion) Identität.
Frage: wer hat schon mal in Dashi gebadet? Dann der Clou. Das Wasser wird so weich, der Kombu wirkt auf der Haut wie eine sanfte Creme, ohne allerdings nach Fisch oder Meeresalgen zu riechen oder auf der Haut nachzufetten. Ein Erlebnis, das wir an jedem der beiden Morgenden genossen haben.
Und nicht nur das, auch das Frühstück, von Küchenkünstlern, liebevoll zubereitet ist ein Genuss für unsere Augen und Gaumen. Wieviel Arbeit steckt darin, und wieviel Liebe zum Detail, das schnell in unseren Mägen verschwindet. Gut, dass wir vorher ein Foto machen konnten.

Die Geschäfte in den Lagerhallen unterscheiden sich von denen in Tokyo oder Yokohama. Hier treffen wir den Designer Taschen-Künstler Nagamine Yasunori in seinem Geschäft an, um mit ihm lange über sein Design von Ledertaschen und T-Shirts seiner Marke Ozio zu sprechen. Aufgefallen ist uns sein Design, weil sie Tiere, wie zum Beispiel Flamingos mit schwarzen, hochhackigen, kleinen Schuhen unter den langen, roten Beinen und roten Hütchen zeigen. Oder Hirsch, Pinguine und Zebras, die irgendwo als lustigen Akzent eine kleine rote Tasche tragen. Die Flamingos sind zu seinem Markenzeichen geworden. Seine Produkte haben uns angezogen. Wir lernen im Gespräch mit ihm, dass er als Einwohner von Hokkaido viele der dort vorkommenden Tiere, wie den Ezo-Sika-Hirsch (bis 1869 war Ezo die Bezeichnung für Hokkaido), den Ezo-Rotfuchs, oder aber den Hakodate-Yama, abbildet. So fröhlich und entspannend, wie seine Werke war unser Gespräch, dabei verkaufte er persönlich noch ein paar seiner Meisterwerke an Kunden aus einer anderen Welt.

Empfohlen wurde uns ein Teppan Yaki Restaurant im Kokusai Hotel, alles fußläufig zu erreichen. Das Wort liebevoll trifft auch hier wieder zu. Begeistert von seinem Wagyu Fleisch aus Hakodate, zauberte der Chef ein wunderbares Teppan Yaki Menü, und zu Schluss kam er mit dem, von der Bundesliga begeisterten Restaurant-Manger, trotz voller heißer Platte mit uns zum Aufzug, um für uns den Aufzug zu rufen und uns mit vielen Verbeugungen zu verabschieden. Die Menschen in Hokkaido sind doch anders als bei uns in Tokyo/Yokohama. Der Japaner sagt dazu: Yasashii. Sanft.

Goryokaku

Das eigentliche Ziel für unseren Besuch in der Stadt ist das 5-zackige, sternförmige Fort Goryokaku, erbaut zwischen 1857 und 1864. In Europa gehören diese im Vauban Still errichteten Verteidigungsanlagen zum gewohnten Bild, in Japan sind sie außergewöhnlich, total fremd. Das Fort wurden nach Öffnung des Hafens vom damaligen Tokugawa Shogunat als Verteidigung gegen mögliche westliche Angriffe erreichtet. Heute ist es ein Park, umgeben von 1.600 blühenden Kirschbäumen. In der Schlacht von Hakodate 1868/69 diente es als letzter Stützpunkt der Shogunatstruppen, sie verloren die Schlacht. Das war der Schlüsselmoment der Meji-Restauration, die dem japanischen Kaiser Meiji wieder die Macht vom Shogunat des Tokugawa Clans zurückgab. In Japan unmöglich, lediglich das Fort als Park der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Es muss etwas Spektakuläres sein, das die Besucher anzieht. Das ist der 107 Meter hohe Goryokaku-Turm, 2006 eröffnet. Es geht mit dem Fahrstuhl auf 90 Meter Höhe, von hier aus ist der Panoramablick über das gesamte Fort, besonders eindrucksvoll, insbesondere mit den zurzeit blühenden Kirschbäumen. Der Blick geht auch über die Stadt bis zum Berg Hakodate, den Hafen mit seinen‚ Lagerhallen‘ und der Tsugaru Straße, dem Meeresabschnitt zwischen Hokkaido und Honshu, der Hauptinsel Japans.

Hafen vorm Fenster

Ein 15-minütige Hafenrundfahrt mit einem Schiff und danach hoch auf den Berg Hakodate darf bei unserem Kurztrip nicht fehlen. Der Wind weht uns auf dem Wasser um die Ohren, wir genießen den Blick vom Meer her auf die Stadt mit dem alles beherrschenden Goryokaku Turm. Die anschließende Fahrt auf den Berg, obwohl nur 300 Meter hoch, ist vergleichbar mit einer Hochgebirgsfahrt, Serpentinen und Spitzkehren bei wenig Gegenverkehr. Der Blick ist berauschend. Die Stadt zwischen den Meeren liegt uns als Spielzeugstadt zu Füßen. Von hier oben können wir erst sehen, wie eng es zwischen Pazifik und der Hakodate Bucht zugeht. Ohne die Bergfahrt, die auch mit einer Seilbahn von Motomachi aus bestritten werden könnte, wäre der Besuch Hakodates unvollständig.

Die Fahrt zum Flughafen dauert nur weniger als eine halbe Stunde. Hakodate, wir kommen wieder, besonders wegen der sanften Menschen.