Verwirrung, Fürsorge und ein Zettel in letzter Sekunde
– Ein Abend in Japans Bahnwelt

Unsere Freundin und ihre Enkelin waren zum allerersten Mal in Japan – die beiden wohnten während ihres Abenteuers in Tokyo in einem Hotel ganz in der Nähe der U-Bahn-Station Onarimon.

Vor ein paar Tagen besuchten sie uns in Yokohama, in Minato-Mirai. Nach einem Tag voller Staunen, Sushi, Hafen und Hochhäusern machten sich die beiden Damen am Abend auf den Rückweg zu ihrem Hotel in Tokyo, doch der Weg zurück zur Oranimon Station war nicht ganz so einfach wie gedacht.

Die Bahnanzeigen in Minato-Mirai mit den unterschiedlichen Linien bis nach Tokyo verwirrten selbst uns, S- und U-Bahn-Systeme verschmolzen in ein Labyrinth aus Farben und Stationen. Orientierung selbst in Englisch Fehlanzeige. Onarimon war einfach nicht zu finden.

Schließlich klopften wir an die Tür des Station Office der Minato-Mirai Linie.
Was dann geschah, ist der Grund, warum man Japan einfach ins Herz schließen muss.

Der Bahnmitarbeiter hörte sich die Situation geduldig an, überlegte kurz – und empfahl die Route über Musashi-Kosugi mit dem Super Express Zug. Dann nahm er den beiden kurzerhand das Kleingeld für die Tickets ab, ging zum Fahrkartenautomaten und zog zwei Tickets, die er den Damen mit einem freundlichen Nicken und der Wiederholung der Umsteigestation in die Hand gab, bevor er wieder in seinem Büro verschwand.

Gerade als die beiden die Sperre zur Plattform durchqueren wollten, passierte das Unglaubliche: Der Mann stürzte mit einem Zettel in der Hand aus seinem Büro. Auf dem Zettel, in sorgfältigem Englisch geschrieben, stand:

“Don’t take the next train, a Super Express, that stops at Musashi Kosugi, only.

Its more convenient for you. Better take the next following Express train that stops in Hiyoshi. Change at Hiyoshi to Mita Line.

The Express Train starts there – you’ll get a seat.”

 

Er hatte wohl kurz nachgedacht, den Zettel geschrieben – und ist ihnen hinterher-gehetzt, um sie vor einem Umstieg ins Nirgendwo zu bewahren, außerdem fänden die beiden an Hiyoshi auch einen Sitzplatz.

Wer würde das in Deutschland tun? Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn vielleicht?

Solche herzliche Fürsorge bis ins kleinste Detail, gibt es einfach nur in Japan.