Wir kamen von einer langen Reise mit unseren Freunden nach Tokyo. Am Hauptbahnhof gaben wir bei Kuro Neko Yamato  das Handgepäck auf, es sollte am selben Abend bis 21:00 in Yokohama zugestellt werden. Endlich konnten wir befreit vom lästigen Gepäck in Tokyo bummeln.

Am späten Nachmittag brachten wir unsere Freunde zum Hotel in Yokohama und gingen zu Fuß nach Hause. Diesmal freuten wir uns darauf kurz die Beine auszustrecken und bis zum gemeinsamen Abendessen schon mal zu duschen.

Die Ernüchterung kam, als wir kurz vor der Haustüre feststellten: Der Hausschlüssel ist im Handgepäck.  Wir konnten nicht einmal ins Haus kommen, hierzu ist die Legitimation durch den Schlüssel mit eingebautem Chip notwendig. Wir hätten schon mit einem anderen Bewohner ins Haus kommen können, aber dann wie weiter? Um 19:00 war gemeinsames Dinner mit unseren Freunden angesetzt. Das Handgepäck wäre genau in der Zeit angeliefert worden.

Wir trafen zufällig den Hausmeister, erklärten ihm unser Unglück und erwarteten seinen Hilfe. Er hat keinen Nachschlüssel, das ist verboten. Die Anlieferung des Handgepäcks konnte ja in ein dafür vorgesehenes Schließfach im Haus erfolgen, also kein Problem, so meinte er. Aber auch für das Schließfach benötigen wir zur Legitimation den Schlüssel.

Shoganai. Ruhe bewahren und optimistisch nach einer Lösung suchen.

Zum Glück hatten wir unser iPad dabei. Somit konnten wir den Verlauf des Gepäckstücks nachverfolgen. Der kleine Ziehkoffer war bereits in Yokohama und stand zur Anlieferung im Laufe der nächsten Stunden bereit. Als Zusatzinfo wurde die Handy Nummer des Fahrers des Auslieferungs-Fahrzeugs angegeben.

Seine Antwort auf den Anruf bei ihm mit der Schilderung unseres Problems: „Oh ja, das ist ein wirkliches Problem. Ich komme in 10 Minuten zu Ihnen und liefere Ihnen das Gepäckstück an“.

FotoWir sahen uns an und sagten wie aus einem Mund: „Das gibt es nur in Japan“. In einer 3.7 Millionen Einwohner zählenden Stadt möchte uns der Fahrer von Kuro Neko Yamato (das ist die Firma mit der schwarzen Katze) aus der Verlegenheit helfen und uns abseits seiner regulären Route das Gepäckstück zustellen. Unglaublich. Er war in 10 Minuten da, parkte seinen Lieferwagen vorschriftsmäßig, holte die Erlaubnis dort parken zu dürfen vom Sicherheitsdienst ab und händigte uns den Ziehkoffer aus. Ein vorbereitetes Trinkgeld wollte er nicht annehmen. Der Schlüssel war tatsächlich im Koffer gewesen.

Uns fielen Steine vom Herzen, durch die Hilfsbereitschaft des Yamato Fahrers konnten wir entspannt mit unseren Freunden zum Dinner gehen. Wir haben diese Geschichte am selben Abend unseren deutschen Freunden erzählt. Ungläubiges Staunen und dann die Aussage: „das müsste Euch mal in Deutschland passieren“. Warum eigentlich???