Meine Odyssee in drei Teilen.
Heimkehr nach Japan in Corona-Zeiten. Juni 2021
Heute, den 9. Tag nach meiner Einreise Quarantäne, bin ich erstmalig mit dem Fahrrad gefahren. Welch glückliches Gefühl wieder an der frischen Luft, draußen zu sein.Wie an jedem Tag habe ich schon die Email des japanischen Gesundheitsministeriums beantwortet. Meinen Gesundheitszustand gemeldet. Sogar schon zweimal per OEL meinen Standort mitgeteilt. Beim Anruf von MySOS habe ich heute gefragt, ob ich doch per Rad mal rausfahren kann. Wenn ich so lange nur in der Wohnung bleibe, rosten meine Beine ein. Ja, das ist möglich, allerdings unter der Bedingung, Maske tragen, nicht mit Anderen zusammen sein. Huuuh, bisher habe ich die Regeln zu streng eingehalten. Oder haben sie festgestellt, dass ich bis heute so brav allen Auflagen gefolgt bin und immer zu Hause war.
Meine Erlebnisse sind einmalig (hoffentlich), voller Überraschungen, aber auch nervig. Heute will ich über den ersten Teil meiner bisherigen Odyssee meiner Rückkehr nach Japan berichten.
Teil 1.
PCR Test in Düsseldorf
Für den Besuch meiner 98 jährigen Mutter und die Verlängerung meines Führerscheins muss ich in Corona Zeiten nach Japan zurückkehren. Ich bin im Mai bereits zweimal geimpft worden, trage den gelben internationalen Impfpass bei mir und denke, dass ich für die Reise gut gerüstet bin.
Falsch!
Egal ob zweimal geimpft oder nicht, für die Einreise nach Japan wird ein PCR Test, nicht älter als 72 Stunden vor Abreise, gefordert.
Alles fängt für mich recht harmlos an. In diesen Pandemie Zeiten weiß jeder, dass er sich über Aus- und Einreisebestimmungen immer wieder aktualisiert informieren muss. Dementsprechend ist eine entsprechende Vorbereitung notwendig. Mein Abflug ist am Sonntag, den 6. Juni, 11:00 ab Düsseldorf, 13:30 ab Frankfurt.
Der Test müsste also am 4. Juni, einem Freitag, gemacht werden. Das ist der Brückentag, nach dem freien Donnerstag, Fronleichnam. Das Timing ist unpassend. Bei unserer Düsseldorfer Hausärztin wird nach den anstrengenden Corona Impftagen an diesem Freitag nicht gearbeitet. Die erste Hürde. Ich habe den Feiertag vorab nicht als Brückentag berücksichtigt.
Den Rückflug nach Japan habe ich bewusst auf Anfang Juni gelegt. Immer in der Hoffnung, dass sich bis dahin die Regelungen in Japan für Einreisende aus Deutschland erleichtern würden. Die Inzidenzwerte in Deutschland gehen stetig zurück, auch wurde bereits über den europäischen Green Pass für zweimal Geimpfte diskutiert. Das japanische Gesundheitsministerium meldet sehr häufig neue Einreisebestimmungen zum Beginn eines neuen Montags, so dass die Hoffnung auf Einreiseerleichterung von Tag zu Tag wächst. Ich möchte nämlich unbedingt die ersten drei Tage Quarantäne nach Rückkehr in einem Hotel vermeiden.
Der PCR Test muss nach japanischen Bedingungen durchgeführt werden. Probenentnahme und Testergebnis müssen anschließend in ein japanisches Formular in Englisch oder in Deutsch eingetragen werden. Wer kann das jetzt am Freitag machen? In den Informationen des japanischen Konsulats in Düsseldorf werden einige Stellen aufgeführt, die den PCR nach japanischer Anforderung machen können. Eine zunächst favorisierte japanische Praxis in Düsseldorf nimmt keine Anträge von Passagieren, die sonntags, montags oder Dienstagvormittags abreisen an. Das dahinterstehende Labor arbeitet nur Werkstags. Nächste Hürde.
Doch, ein Testzentrum in der Nähe nimmt solche Tests an. Sie haben auch am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, das Ergebnis wird innerhalb von 24 Stunden per Mail von einem Labor in Köln zugeschickt. Vorauszahlung: Euro 84,9 zusammen mit der Anmeldung per Internet für 13Uhr 30, Freitag, den 4.Juni. Erst mal Erleichterung.
Parallel zur PCR Test Anmeldung bereite ich alle weiteren Anforderungen für meine Einreise nach Japan vor.
1. Mein schriftliches Versprechen
In einem vorgedruckten Text muss ich unterschreiben, dass ich ab Ankunft in Japan für 14 Tage keine öffentlichen Verkehrsmittel benutze, die häusliche Quarantäne einhalte, eine spezielle App zu meiner Lokation Ortung auf mein Smartphone lade …
Dazu meine persönlichen Daten inkl. Passnummer, Mailadresse, erreichbare Telefonnummer mit Adresse
in Japan, Transportmittel von Flughafen zur Aufenthaltsstelle usw.
2.zusätzlich muss ich versprechen zwei digitale Fragebögen auszufüllen, um einen QR Code zu bekommen. Dieser QR Code wird im iPhone gespeichert, um ihn jeder Zeit vorzeigen zu können.
3.Drei weitere Apps müssen installiert werden,
3.1 OEL (Overseas Entrants Locator) / Standort reportieren
3.2 MySOS / Darüber bekommt Anrufe, die ich mit Video beantworten muss
3.3 Cocoa (COVIS-19 Contact Confirming Application)
Zusätzlich zur oben erwähnten Lokation Ortung per iPhone.
Zurück zum PCR Test im Düsseldorfer Test Point am Freitag, zwei Tage vor Abreise. Warten auf das Ergebnis. Es bleibt ein unsicheres Gefühl, ob das Labor tatsächlich das Japan relevante Formular zuschickt. Um dies sicher zu stellen hatte ich das entsprechende Formular sowohl in Deutsch als auch in Englisch mit meinen Passdaten zum Test Point mitgenommen und als Muster vorgezeigt. „So muss das Formular aussehen“. Die Dame im Test Point versichert selbstsicher, „Das Labor genau weiß welches Formular für die Einreise nach Japan benötigt wird“. Daraufhin bekam ich meine vorbereiteten Papiere zurück, ohne dass sie einen Blick darauf geworfen wurde. Selbstsicherheit bei ihr, Unsicherheit bei mir.
Also warte ich auf die Email vom Labor. Soll innerhalb der nächsten 24 Stunden kommen. Sie kommt allerdings nicht. Es gibt auch keine Telefonnummer, wo ich mich hätte erkundigen können. Im Test Point habe ich die selbstsichere Dame auch nicht danach gefragt, war nur froh, dass ich am Freitag den Test machen und Samstag das Ergebnis rechtzeitig vor meiner Abreise bekommen werde.
Der Test Point ist am Samstag ab 14 Uhr geschlossen. Jetzt, mehr als 24 Stunden nach dem Test, ist es zu spät dahin zu fahren und nachzufragen. Telefonisch geht’s sowieso nicht. Shoganai. Akzeptieren, Ruhe bewahren und zu überlegen, was jetzt zu tun ist.
Eine Alternative: Falls das Ergebnis bis zur Abreise am kommenden Morgen um 11:00 von Düsseldorf nicht da ist, soll Frank zum Test Point fahren und dort Dampf machen. Am Sonntag soll der Test Point von 10 -13 Uhr geöffnet sein. Der Abflug ab Frankfurt ist um 13:30. Bis dahin sollte die Bestätigungsmail mit dem negativen Test-Ergebnis auf dem Japankonformen Formular bis zum Abflug spätestens in Frankfurt auf mein iPhone geschickt werden.
Wenn es nicht funktioniert, was dann?
In der Liste des japanischen Konsulats wird auch ein Testcenter am Frankfurter Flughafen aufgeführt. Allerdings benötigen sie auch 24 Stunden bis zum Ergebnis. In diesem Fall schaffe ich die Maschine nach Japan am Sonntag nicht.
Was dann? Nachfrage im Sheraton Hotel am Flughafen in Frankfurt, ob ein Zimmer am Sonntag verfügbar ist. Gleichzeitig Nachfrage bei ANA, All Nippon Airways, ob der Flug um einen Tag verschoben werden kann?
Während dieser Überlegungen hat Frank im Internet die Telefonnummer des Labors in Köln gefunden. Yeih!!
Doch wieder eine Enttäuschung. Der Anrufbeantworter wiederholt nur immer wieder: Sie rufen außerhalb unserer ihr Öffnungszeiten von Montag bis Freitag bla, bla, bla an….
Shoganai. Ruhe bewahren. Was jetzt?
Im Internet finde ich eine Corona Notfall Nummer des Labors in Köln. Endlich. Eine Dame meldet sich und fragt, wie sie helfen kann. Erleichterung. Mehrere Kunden vom Düsseldorfer Test Point hatten das gleiche Problem. Dort hatte die selbstsichere Dame die Email bzw. Telefon Kontaktdaten nicht an das Labor weitergeleitet. Somit konnten auch keine Testergebnisse übermittelt werden.
Versprechen des Labors: „in einer halben Stunde wird Ihnen das Ergebnis per Email übermittelt“.
Welche ein glückliches Gefühl!
Den ganzen Samstag konnte ich nichts anderes unternehmen.
Endlich kommt das Zertifikat per Mail an, sogar als japanisches Formular. Super.
Doch da hatte sich ein Fehler eingeschlichen.
Unter Geschlecht „M“ anstelle von „F“. Unter der Nationalität ist nichts eingetragen.
Wieder Anruf im Labor. Sie wird das sofort korrigieren, muss jedoch mit ihrem Vorgesetzten sprechen,
ob sie das korrigieren darf. Wieder Unsicherheit.
Nochmal 30 Minuten später, die tüchtige Dame schickt erneut das korrigierte Formular. Oh, je.
Das Geschlecht ist korrigiert, aber als Nationalität steht jetzt GERMAN.
Auch wenn meine Pass Nummer korrekt ist, so kann ich in Japan nicht ankommen. Vor einigen Tagen wurde nämlich eine Japanerin aus Holland einreisend mit einem nicht Japanrelevanten PCR Test Papier wieder nach Holland zurückgeschickt. Das alles im Hinterkopf erzeugt den Stress, trotz Shoganai.
Und endlich nach dem dritten Anlauf kommt das richtige, negative Test Zertifikat. Damit kann ich heute schlafen.
Alles unnötig. Aber so ist die Welt. Shoganai.
Im nächsten Bericht Teil 2. werde ich über meine endlose Odyssee am Flughafen in Tokyo/Haneda berichten.