Sakoku, das sind 220 Jahre Selbstisolation Japans von 1630 bis 1853. In der Zeit gab es für den Handel nur sehr begrenzte Ausnahmen für holländische Händler, wie z.B. über die keine kleine Insel Dejima vor Nagasaki. Die Öffnung Japans 1853 kam durch den amerikanischen Admiral Perry zustande. Mit seinen schwarzen Schiffen erzwang er in der Bucht vor Yokohama das Ende der Isolation.

Seit der Zeit übt Japan eine Faszination auf die Welt aus.

Ganz so lang hat sich Japan diesmal nicht verschlossen. Es wurden mehr als zwei Jahre, in denen Ausländer nur mit Ausnahme-Visa und streng überwachter Coronaquarantäne ins Land kommen durften.

Ab 11. Oktober 2022 0:00 ist Japan wieder geöffnet. Allerdings werden drei Covid-Impfungen vorausgesetzt.

Hätte ich den Termin 11. Oktober 0:00 bereits im September gewusst, hätte ich mir den zeitraubenden Vorgang einer Visabeantragung im japanischen Generalkonsulat in Düsseldorf ersparen können. Als Ehemann einer japanischen Staatsangehörigen gehöre ich zu den wenigen Auserwählten, denen ein Visum in den vergangenen beiden Jahren für den Aufenthalt bis zu drei Monaten erteilt wurde. Dazu benötigte ich: ein nicht älter als drei Monate altes japanisches Familienregister, in dem die Eheschließung dokumentiert ist, eine schriftliche Einladung meiner Frau, eine Terminplanung, was wir in der Zeit meines Aufenthaltes in Japan machen werden, wo ich erreichbar bin, mit Adresse und Telefonnummern, die Flugbestätigung, Passbild und Reisepass sowie einen Vermögensnachweis, dass ich meinen Aufenthalt in Japan bezahlen kann. Es wäre auch möglich, dass meine Frau als Einladende für mich bürgen könnte, dazu müsste sie ihre letzte Steuererklärung beifügen. Wer hat so etwas auf Reisen im Ausland schon dabei?

Die Erteilung des Visums dauert generell zwischen zwei und vier Wochen. Innerhalb einer Woche hatte ich diesmal das Visum schon zusammen mit meinem Pass zurück bekommen.

Alles das ist ab 10. Oktober 2022 hinfällig. Japan lockt mit offener Grenze ohne Visum. Durch den niedrigen Yen zum USD und EUR, mit günstigen Preisen und natürlich mit den Attraktionen, die den Reisenden hier erwartet.
(1 USD = 150 Yen Stand 21.10.2022)

Der Nachweis von drei Impfungen über die SOS – App ist vorgeschrieben und wird bei der Ausreise in Europa und bei Ankunft in Japan kontrolliert. Die App kann schon zu Hause vor Abreise ausgefüllt werden. Es ist ein digitaler Fragebogen, ähnlich wie der deutsche Einreisefragebogen, der zusammen mit den europäischen Impfnachweisen hochgeladen wird. Innerhalb eines Tages werden die Informationen überprüft (digital/händisch?), danach wechselt die App den Hintergrund von Rot auf Blau. Dieser Vorgang kreiert einen QR-Code.

Genau einen Tag nach Wiedereröffnung bin am 11. Oktober mit Austrian Airlines von Düsseldorf über Wien nach Tokyo/Narita geflogen. Der größte Stress auf diesem langen Weg war die Ungewissheit wie lange die   berühmten Schlangen an der Gepäckkontrolle in Düsseldorf sein werden. Das alles hat sich aufgelöst: keine Schlangen, keine Verspätungen. Ich bin nur viel zu früh zum Flughafen gekommen.

Für den Weiterflug von Wien nach Narita wartet am Abflug Gate für OS 51 eine lange Schlange auf die Überprüfung der Impfnachweise. Business Passagiere werden parallel gesondert überprüft.

Im Flugzeug erfahre ich, dass vier Passagiere nicht über die erforderlichen Dokumente zur Einreise nach Japan verfügten. Der Abflug verzögert sich dadurch um mehr als dreißig Minuten, denn das Gepäck dieser Passagiere muss erst wieder ausgeladen werden.

Die Flugroute wird auf dem Bildschirm noch über Russland angezeigt. Der Captain macht darauf aufmerksam, dass er eine andere Route, südlich der Ukraine und Russlands fliegen wird. Eine erstmalige Erfahrung. Es geht in die Türkei, am Schwarzen Meer entlang in Richtung Mongolei, danach tauchen wir in den Luftraum über China ein. Überfliegen Beijing und nehmen Kurs auf Shanghai. Lange vor Shanghai nehmen wir Richtung über das Gelbe Meer, und fliegen unterhalb der Grenze zu Nordkorea, in den Luftraum von Korea. Ab jetzt geht’s auf direktem Weg nach Japan. Nach einem zwölf-stündigen Flug erreichen wir Narita.

Ohne Berücksichtigung der Umsteigezeit in Wien von zwei Stunden, waren wir dreizehn Stunden und fünfunddreißig Minuten in der Luft. Verglichen mit den vor dem Ukrainekrieg bequemen Direktflügen mit ANA All Nippon Air von Düsseldorf nach Narita von zehn Stunden und fünfunddreißig Minuten, eine lange Zeit.

Dieser Flug war vollkommen ausgebucht. Japan hat an Anziehungskraft nichts eingebüßt. Der Service an Board Austrian Airlines 51 ausgezeichnet. Österreichisch, europäisch. Der Chef Purser arbeitet zusammen mit den in Rot gekleideten Stewardessen mit, ist sich nicht zu schade im Gang knieend meinen Sitz händisch zu verstellen. Was es in der Business Class allerdings nicht gibt: japanisches Essen. Auf Japanflügen wird von Lufthansa, von ANA und JAL sowieso, Sushi & Co. selbstverständlich angeboten. Ich habe bei dem freundlichen österreichischen Service nichts vermisst, es war nur ungewohnt. Dafür gibt es jede Art von Wiener Kaffees, auch ungewohnt.

Bei der Ankunft in Narita wird die SOS-App von vielen freundlichen Helfern überprüft. Sobald der QR-Code auf der SOS-App über das kostenlose Narita WLAN angezeigt wird, bekommt jeder Passagier ein Pass-Blatt Papier, das er an der Quarantäne Station zum Nachweis wieder abgegeben wird. Wer die SOS-App vor Abflug nicht hochgeladen und mit den geforderten Informationen und Daten gefüttert hat, muss das hier nachholen. Ich habe viele Passagiere von anderen Flügen gesehen, die diese Arbeit auf dem Flughafen zeitaufwändig nachholen mussten. Verglichen mit den Ankünften in dem vergangenen beiden Jahren geht die Einreise stressfrei und zeitsparend voran. Es müssen keine negativen, 72-Stunden vor Abflug gültigen PCR-Tests vorgelegt werden. Außerdem entfällt der Corona-Test auf dem Flughafen bei Ankunft.

Die Einreise nach Japan an der Pass- und Zollkontrolle war problemlos. Meine beiden Koffer liefen schon auf dem Band. Der Bus nach Yokohama City Air Terminal YCAT um 10:15 brauchte eineinhalb Stunden. Ich bin in Yokohama angekommen.

Hotels, Restaurants und Geschäfte freuen sich auf die ausländischen Reisenden. Endlich, nach langer Durststrecke, laufen die Geschäfte wieder an. Verglichen mit der Vorcoronazeit haben sich die internationalen Ankünfte auf bisher etwa dreißig Prozent erholt.

Allerdings, wer die Nachrichten verfolgt stellt fest, dass auch in Japan Servicekräfte fehlen. Okinawa, ein Ziel vieler japanischer Reisenden sowie Touristen aus den USA, Taiwan und Korea klagt über Personalmangel. Die Servicebranche leidet auch hier, wie weltweit, unter den Folgen der Corona-Beschränkungen in den vergangenen zweieinhalb Jahren.

Die japanische Regierung fördert wieder einmal die Kosten für Inlandsreisen mit bis zu Yen 8.000 pro Person und pro Tag, so dass Japaner die schönen japanischen Herbsttage genießen können. Das 9 Euro Ticket lässt grüßen.

Dann die Frage der Masken. Im Flugzeug haben nur wenige Mitreisende Masken getragen. Auf dem Flughafen Narita und im Bus muss sie jeder tragen. Auf der Straße sehe ich immer wieder mal jemanden, der seine Maske nicht trägt, oder sie unter den Mund gezogen hat. Es gibt keine Richtlinie, doch nur 20% wollen dem Beispiel aus dem Ausland folgen und das Maskentragen gänzlich abschaffen. Hier stört sich niemand daran, wenn selbst auf dem Fahrrad eine Maske korrekt getragen wird. Es scheint zur Bekleidung dazu zu gehören. Wir tragen Masken in Gebäuden und auf der Straße und in Malls, wo sich viele Menschen bewegen. Wenn jetzt auch noch die Grippesaison dazukommt, bestimmt eine weise Voraussicht.

Vom Ausfüllen der SOS-App, dem längeren Flug nach Japan, vom Maskentragen auf den Straßen und eventueller Personalknappheit sollte sich niemand davon abhalten lassen nach Japan zu kommen. Omotenashi, die japanische Gastfreundschaft, ist nach wie vor bewundernswert.