450 Jahre Tiefschlaf – Der Hakusan-Heisenji
Berge wurden in Japan schon immer als heilig verehrt.
Der heilige Berg Hakusan, thront über den Präfekturen Ishikawa, Fukui und Gifu. Lebenswichtiges klares Wasser kommt seit Alters her aus diesen Bergen, daraus entwickelte sich der in Japan weit verbreitete Hakusan Glauben. Es gibt über 2.700 Hakusan-Jinja (Shrine) in Japan. Hier liegt der Ursprung des Hakusan Bergglaubens. Diejenigen, die auch heute noch den Hakusan besteigen, tun dies im festen Glauben, mit Hingabe und Dankbarkeit zugleich.
Im Jahr 717 n.Chr. entdeckte der Mönch Taicho bei seiner Besteigung des Hakusan Berges die Mitarashinoike Frischwasserquelle und nannte das Gelände Heisenji, das ‚sen‘ in Heisenji bedeutet: Frischwasser.
Das war der Startpunkt dieses heiligen Geländes mit 36 buddhistischen Tempeln und 48 Shinto Shrine zu seiner Blütezeit– (Synkretismus von Shintoismus und Buddhismus) mit weiteren 6.000 Quartieren für 8.000 zur Verteidigung der Anlage bewaffneten Mönchen, dazu müssen weitere Familien Quartiere gerechnet werden, insgesamt wohl eine sehr lebendige Ansiedlung, die sich in Wäldern an den Hängen über 200 ha zum Hakusan Berg entlang zog.
In dieser sogenannten Sengoku Zeit (Ende 15. bis Ende 16. Jahrhundert) wurde der Ganze Berg zur Festung, mit einer ihn umgebenden Steinmauer, wie in Asakura ausgebaut.
Im Jahr 1574 war es auch hier mit der Heiligkeit vorbei.
In den letzten Jahren der Aufstände er Ikko-Ikki Bauern- und der buddhistischen Ikko-shu Schule wurde die gesamte Heisenji Anlage niedergebrannt. Heisenji erlitt das gleiche Schicksal wie Ichijodani ein Jahr zuvor.
In der für uns unbekannten, manchmal grausamen, immer aber wechselvollen Geschichte Japans wird dann 1870, im dritten Jahr der Meiji Zeit, ein neues Gesetz erlassen. Buddhistische Tempel und Shinto Shrine, die über Jahrhunderte nebeneinandergestanden und existiert haben, müssen getrennt voneinander betrieben werden. Der Startschuss traditionelle buddhistische Tempel Anlagen zu zerstören und in der Ansiedlung als Hakusan Jinja (Shinto Shrine) zu leben.
Wir haben in der Fukui Präfektur nach 450 Jahren das Tal des Ichijodani für uns zum Leben erweckt. Ob uns das mit dem Hakusan-Heisenji Shrine auch gelingen wird?
Wer im Informationscenter Mahoroba das Hakusan-Heisenji Gebiet auf Schautafeln sieht, kann es nicht glauben, dass so ein bergiges Waldgebiet einmal über 10.000 Menschen beherbergt hat, es vor 450 Jahren niedergebrannt wurde und heute etwa nur 1% der gesamten Fläche von 200 ha ausgegraben wurde.
Ein kleiner Einführungsvortrag macht neugierig und versetzt in eine andächtige Stimmung. Hier hat sich ereignisreiche japanische Geschichte abgespielt. Ein mehrere hundert Jahre alter Baum gegenüber dem Center, der den großen Brand vor 450 Jahren überdauert hat, könnte Geschichten darüber erzählen, die Japaner im Geschichtsunterricht lernen. Hier, an diesem Ort, hat sie sich abgespielt!
Heute gibt es auch hier, wie in vielen anderen waldreichen Gegenden Japans Bären, die sich nicht scheuen in bewohntes Gebiet einzubrechen. Die sich selbstöffnende Glastüre des Infocenters muss daher mit einer nur für Menschen drehbaren Vorrichtung geschlossen werden, um zu verhindern, dass sich hungrige Bären hierhin verirren. Noch nie vorher gesehen.
Ab dann geht’s ziemlich steil durch Wälder, über teilweise breite Stufen bergan zu den Überbleibseln der Heisenji Siedlungen.
Über diese Wege sind vor uns schon ungezählte Tausende von Gläubigen zu den historischen Stätten gepilgert.
Vorbei an wiederaufgebauten Schreinen, auf Steinwegen, die aus dem Flussbett des Kuzuryu Flusses hochgetragen wurden.
Im Heisenji soll die Technik für den Bau von Steinmauern entwickelt worden sein, Siedlungen zu schützten, wie auch in Ichijodani. Unser Weg führt uns durch ein Torii, immer begleitet von Zedernbäumen und moosbewachsenem Waldboden. Alles ist grün und weich, wie ein dicker Teppichboden. Eine mystische Stimmung umgibt uns und gibt dem Weg etwas Heiliges, etwas Andächtiges, Spirituelles.
Wenn wir nicht, eigentlich wie immer, so in Eile wären das nächste Ziel unserer Reise – das Dinosaurier Museum – zu erreichen, müssten wir uns in Ruhe an diesem Ort aufhalten. Wir müssten die Jahrhunderte vor uns erspüren, die den Anstieg zum Hakusan für die Menschen damals so heilig erscheinen ließen. Einen kleinen Moment hatten wir den Eindruck uns in diese Zeit hineinversetzen zu können.
Doch wir müssen auf unserer Time Slip Reise durch Fukui noch tiefer in die Vergangenheit eintauchen – mindestens 150 Millionen Jahre, da kommen uns die 450 Jahre am Heisenji und in Ichijodani so vor, als seien sie gerade gestern gewesen.