1. Special Cash Payment
Jeder japanische Staatsbürger, auch Ausländer mit einer „Resident Registration“ erhielt vom japanischen Staat eine Überweisung in Höhe von Yen 100.000 (etwa EUR 800) als „Special Cash Payment“, ein Staatszuschuss zum Erhalt liquider Haushaltsmittel in COVID-19 Zeiten.

Wer sich mit seiner MyNumber Card Nummer (individuelle Nummer) per Internet anmeldete, bekam sehr schnell das Geld überwiesen, andere mussten lange auf ihre Überweisung warten.
MyNumber ist die elektronische Erfassung jedes einzelnen Bürgers, auch registrierter Ausländer unter einer einzigen Nummer mit elektronisch hinterlegter Unterschrift und entspricht grob gesagt unseren elektronischen Personalausweis. Ziel von MyNumber ist es alle jetzt noch unterschiedlichen Nummern für Steuern, Krankenkasse, Katastrophenschutz etc. unter der MyNumber zu bündeln.
Stichwort Digitalisierung der Bürokratie, E-Government.
Viele Japaner genieren am MyNumber Projekt  teilzunehmen, ihr Argument:
zu starke Überwachung, gläserner Bürger ohne Privatsphäre.
Diese Special Cash Payments sollen daher auch die Anwendung der MYNumber Card fördern.

Der Haushaltsvorstand bekommt das Geld für alle in seinem Haushalt registrierten Familienmitglieder
auf sein Konto überwiesen. Wenn Vater, Mutter und zwei Kinder gemeldet sind, erhält der Vater Yen 400.000 (etwa EUR 3.200).

Natürlich haben sich sofort findige Typen versucht mit „Hilfsangeboten“ einzuschalten um Provisionen zu abzugreifen, oder, insbesondere Ältere, um ihren Geldbetrag zu bringen. Daher wird auf der offiziellen Information unter „Stop Fraud!“ vor solchen „Hilfsangeboten“ gewarnt.
Jetzt, unter dem Eindruck einer zweiten weltweiten Infektionswelle gibt es plötzlich noch ein weiteres Angebot zur finanziellen Unterstützungen in Höhe von Yen 50.000 (etwa EUR 400). Diese Mitteilung wird vom japanischen „Ministry for Internal Affairs and Communications“ per Email verschickt. Sieht total offiziell aus, ist aber tatsächlich ein FAKE!
Hier wollen Hacker an die Daten und das Geld der Gutgläubigen kommen. So etwas macht wohl Schule in Japan.

2. MyNa Point Kampagne
Tatsächlich gibt es jetzt aber einmalig einen Zuschuss von Yen 5.000 (etwa EUR 40) für einen Einkauf über Yen 20.000 (etwa EUR 160). Abgerechnet wird dies über das Kreditkartenunternehmen und wird als Einkaufspunkte gutgeschrieben. Auch hier ist wiederum die MyNumber Card Nummer bei der Anmeldung notwendig.
Sinn der Übung: MyNumber Card und Bargeldloses Zahlen zu propagieren.

3. Dann gibt es die GoTo Travel Kampagne.
Nachdem es so aussieht, als ob sich die Infektionszahlen in Japan auf einem, im Vergleich zu Europa und USA, weiterhin niedrigen Niveau eingependelt hätten, möchte der japanische Staat seine Bürger durch finanzielle Unterstützung anregen wieder zu reisen, Geld in Restaurants auszugeben, um damit die stark in Mitleidenschaft gezogene Tourismus Wirtschaft anzukurbeln.

40 Millionen ausländische Touristen sind 2020 in Japan erwartet worden (Olympiade 2020), im Mai konnten lediglich 1.700 Touristen einreisen. Ein Rückgang von 99,9% gegenüber dem Vorjahr 2019.

Zunächst wurde die „GoTo Travel“ Kampagne am 22. Juli ausgerufen.
Bis zu 50% Discount auf Inlandsreisen! Für Bus und Bahn Nutzung, Hotels, Restaurants, Touristen Attraktionen und in Japan. Ab 1.Oktober sind jetzt auch Reisen von und in die Hauptstadt Tokyo eingeschlossen. Reisen von und nach Tokyo waren wegen der steigenden Zahl von Infektionen bisher untersagt. Tokyo mit 13,9 Millionen reise- und ausgabefreudigen Einwohnern macht
etwa 10% der japanischen Bevölkerung von 125 Mio. Einwohnern aus.

Vom 22. Juli bis 31. September wurden 35% auf Reiseausgaben innerhalb Japans gewährt. Ab 1. Oktober werden zusätzlich über 15% der Kosten Discount Vouchers von der Regierung ausgegeben, so dass sich die Gesamtkosten der Bürger um 50% reduzieren.  Die Kampagne soll am 31.Januar 2021 enden. Sollte allerdings die Nachfrage zu hoch sein und das Budget für Go To Travel schon früher ausgeschöpft sein, dann soll die Kampagne schon früher enden. Das Budget von Yen 1.35 Milliarden Yen (etwas über EUR 1,1 Mrd.), wurde per Ende September mit 25,2 Millionen Übernachtungen innerhalb von zwei Monaten mit fast EUR 900 Mio. in Anspruch genommen. Es ist davon auszugehen, dass das Budget erhöht und die Gültigkeit über den Januar 2021 hinaus verlängert wird. Entsprechende Diskussionen sind wohl im Gange. Was wird nach Auslaufen der Kampagne? Weiterführen mit geringerer Staatsunterstützung? Verlängerung über den Januar 20121 hinaus?
Solche Zuschuss Projekte, bei denen Geld fließt, werden sehr schnell von der Bevölkerung aufgegriffen. Durch diese finanzielle Unterstützung sind Luxushotels meistens schon ausgebucht! Dabei stellen sich auch Betrug und unklare Verwendung der Mittel sowie unfaire Behandlungen einzelner Reisenden heraus. In diesem teilweisen Chaos versucht die Regierung Anpassungen vorzunehmen.

Bei Einführung der Kampagne war die Regierung davon ausgegangen, dass mit dem Budget von Yen 1.35 Mio. etwa 73 Millionen Übernachtungen und 48 Millionen Tagesausflüge unterstützt werden können.

Allerdings sind für die Teilnahme an der Kampagne auch Bedingungen geknüpft:
Limit pro Tag sind Ausgaben in Höhe Yen 10.000 (etwa EUR 80), Hotel Übernachtungen max. Yen 20.000 pro Nacht (etwa EUR 160).
Auch Inlandsflüge per JAL und ANA sind Bestandteil dieser GoTo Kampagne.Gebucht werden muss über Reiseveranstalter, Hotels und Buchungsplattformen, die für die Kampagne registriert wurden (JTB, Yahoo Travel, Rakuten Travel, Booking.com etc.). Manche, insbesondere große Hotels, sind auch direkt registriert und können die 35% sofort bei Zahlung in Abzug bringen. Die Reduzierung wird direkt vorgenommen und ist bereits in deren Booking Systemen integriert. Gut organisiert, allerdings auch ein wenig unübersichtlich, man muss sich erst einarbeiten, oder alle Buchungen einem Reisebüro überlassen.Gutschein-Vouchers in Höhe von 15% der Übernachtungskosten werden in der Stückelung von Yen 1.000 (EUR 8), Yen 2.000 und Yen 5.000 ausgegeben. Sie können im Hotel oder anderen an der GoTo Travel Kampagne beteiligten Geschäften eingelöst werden.

In den letzten Tagen wurden die Nutzungsbeschränkungen noch weiter verstärkt. Geschäftsreisende fallen so beispielsweise nicht mehr unter das Programm, Hotelbezuschussung gilt jetzt für maximal sieben Übernachtungen.

Sehr gute Erklärung über Go To Campaign haben wir gefunden.

Wir hatten Gelegenheit mit dem General Manager des Luxus Hotels The Kahala in Yokohama über die Auswirkungen von GoTo Travel auf die Auslastung seines Hotels zu sprechen. Das Hotel sollte am 17. Juni dieses Jahres eröffnet werden. Wegen COVID-19 konnten die ersten Gäste erst am 23. September das Hotel beziehen. Seit der Zeit ist, Dank der GoTo Travel Kampagne das Hotel bis Ende Januar 2021 ausgebucht. Auch das italienische Restaurant OZIO und das japanische Restaurant HAMA mit seinen 16 Plätzen an der heißen Platte Teppan Yaki sie bis dahin ausgebucht. Ein Beweis dafür, dass GoTo Travel den unter COVID-19 besonders betroffenen Hotels und Restaurant hilft diese schwierige Zeit zu überbrücken.

4. Nach GoTo Travel, werden jetzt auch GoTo Eat & GoTo Event
Kampagnen von der japanischen Regierung in Zusammenarbeit mit den 47 japanischen Präfekturen ins Leben gerufen. Es wird auf den ersten Blick weiter unübersichtlich. Von den Regionalregierungen werden im Rahmen von GoTo Eat Vouchers, eigentlich Premium Essens Bons, verkauft um Restaurantbesuche zu unterstützen. Kauft man Vouchers in Höhe von Yen 10.000 bekommt man den Gegenwert von Yen 12.500.

Bei Eventbuchungen über registrierte Organisatoren bekommt man einen Voucher über Yen 2.000 pro Ticket. Die Organisatoren müssen nachweisen, dass sie entsprechende Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von COVID-19 Viren treffen.

Also Reisen in Japan lohnt sich finanziell. Zum einen sind keine Massen von ausländischen Touristen da, zum anderen beteiligt sich der japanische Staat großzügig an Reise- und Übernachtungskosten.
Jeder Reisende hilft die Tourismus-Wirtschaft mit Hotels und Restaurants wiederzubeleben. Eine Win-Win Situation durch Japans wundersame Corona-Geldgeschenke.

Bleibt gesund in Zeiten steigender Infektionszahlen und Lockdowns.