Teil 3. Mein Quarantäne-Leben für drei Tage im APA Hotel Ryogoku, Tokyo
Ein neues Hotel, eröffnet im August 2020. Das Hotel hat ein Schwimmbad und Spa, aber natürlich sind diese Einrichtungen jetzt geschlossen. Hier werden zur Zeit nur Reisende in Quarantäne untergebracht.
Mein Zimmer ist ein Einzelzimmer, erstaunlicherweise nur 11 qm!? groß.
Ich hatte wegen der super Einrichtung nämlich angenommen es sei 15-16qm. Alles ist gut überlegt und so praktisch. Ich kann tatsächlich alles prima abstellen. Fenster ist nicht zu öffnen, das Zimmer ist voll klimatisiert.
Das Bett 140cm breit, der TV hat einen 50“ riesigen Bildschirm!
Trotz Shoganai, gestresst von der Flughafenprozedur ist das Minizimmer wie ein Paradies für mich! Vom Fenster blicke ich auf den Sumida River, kann leider den Skytree, Japans höchsten Turm, nicht sehen. Dafür kann ich auf die Asahi Bier Hauptverwaltung mit den goldenen Bierschaum Wolken als Dach schauen.
Meinen Koffer kann ich öffnen und dann unters Bett schieben. 3 Handtücher und 3 Badetücher liegen bereit. Das Badezimmer ist so eng, Frank könnte sich hier sicherlich nicht richtig rumdrehen.
Das Hotel ist nicht einmal ein Jahr alt, alles sehr modern, neueste Klimaanlage, Beleuchtung mit Dimm-Vorrichtung. VOD
(Video on Demand) und Bildschirmspiegelung (Apple TV od. Chromcast) kann ich kostenlos benutzen. Einige YouTube Filme in Ruhe über den großen Bildschirm anschauen. Bett und Kopfkissen sind auch super für mich. Die erste Nacht kann ich wunderbar schlafen.
Es ist fast wie in der Jugendherberge, alle Mitteilungen kommen per Lautsprecher im Haus. Es dauert nach der Mitteilung eine halbe Stunde oder manchmal noch länger bis das Essen aufs Zimmer geliefert wird. Wenn die Verteilung abgeschlossen ist, wird das wieder per Lautsprecher ausgerufen. Dann erst darf ich mit Maske die Zimmertür öffnen. An der Türklinke hängt eine Plastiktüte mit dem Essen, einer Flasche Wasser oder manchmal auch grünem Tee.
Am ersten Tag beim Einchecken hatte ich unten schon ein Mittagessens Päckchen mitbekommen, zusätzlich gab es noch ein Abendessen. Beide Male sehr fettig, kaum Gemüse.
Zum Frühstück bekomme ich zum Glück ein Vegi/Halal Päckchen, weil ich Essen ohne Fisch angemeldet habe. Vielleicht gibt es sonst Fisch zum Frühstück.
Wasser bekomme ich auch genug, Grüntee Pulver und Kaffee kann ich immer wieder nachbestellen, sie bringen es mir zusammen mit einem Papierbecher auf Zimmer.
Weil ich bei der Abreise in Deutschland nicht sicher war, ob ich die ersten drei Tage in einem Hotel verbringen müsste, hatte ich einen Pyjama eingepackt, normalerweise nehme ich Pyjamas, Unterwäsche und Socken nicht mit. Habe ja alles zu Hause. Aber diesmal habe ich das für drei Tage eingepackt. Supergute Idee von mir.
Worüber ich mein Freunde, die jetzt nach Japan kommen möchten, noch informieren kann:
Frottee Pantoffeln mitbringen, die wir im Flugzeug oder in guten Hotels bekommen. Hier habe ich im Zimmer nur normale Einweg Pantoffeln vorgefunden, die aber nur einen Tag halten. Auch wenn ich über das Callcenter neue Pantoffeln bestellen könnte, sind sie trotzdem zu dünn.
Shampoos usw. sind alle da, 3 Flaschen Wasser sind im Zimmer, und bei jedem Obento (Essenspäckchen) ist eine Flasche Tee (Japanisch) oder Wasser dabei, die ich im leeren Kühlschrank aufbewahre.
Eigentlich kein Problem, unter Pandemiebedingungen muss man zu Hause auch Take Out bestellen. Hier muss ich nicht überlegen was ich heute essen will, muss nicht anrufen und bestellen. Welcher Luxus.
Vor allem, erstaunlicherweise ist alles kostenlos.
Solche Organisation für Einreisen aus aller Welt sind gar nicht einfach. Die japanische Regierung kann niemals alle Leute zufrieden stellen. Wenn hier noch Kosten verlangt würden, könnten die Wünsche der verschiedenen Reisenden in keiner Weise erfüllt werden. Wenn ich dafür zahle, will ich im Hotel X ein großes Zimmer haben, das Essen soll a la Karte sein usw. usw. Hier lerne ich, wie ich eine solche Situation akzeptiere und somit möglichst leicht und bequem überstehe. Das ist die Lösung. Akzeptieren. Ruhe bewahren. Shoganai.
Ich habe in den drei Tagen doch einige Soft Drinks und Knabber Zeug vermisst.
Natürlich auch Bewegung. Ich habe zwar über YouTube einige Übungen versucht mitzumachen, aber auf dem weichen Bett ist es zu schwierig richtig zu üben.
Was für mich interessant ist. Für einige meiner Freunde, mit denen ich während der Hotel Quarantäne per Telefon oder SNS kommuniziert habe, ist die Reaktion auf die Quarantäne Anforderung der japanischen Regierung viel aufgeregter als bei mir.
„Das ist unmöglich! Das ist noch schlimmer als das, was Frau Aung San Suu Kyi von Myanmar durchmacht!“
Ja, ja. Ich habe diese Freunde beruhigt. So schlimm ist es doch nicht, ich versuche einfach wie ich hier angenehme, gemütliche drei Tage verbringen und sie so genießen kann.
Natürlich bin ich heilfroh als ich nach drei Tagen das Hotel endlich verlassen und nach Hause zurückkehren kann. Das Hotel ist super und perfekt eingerichtet. Aber nur für einen Tag. Im 11qm Zimmer, 3 mal Essen am Tag, ohne Bewegung, das macht körperlich und seelisch irgendwie voll. Trotzdem, ich habe diesen Aufenthalt gut überstanden. Klar ich wusste von vorne herein, dass ich nach drei Tagen wieder nach Hause gehen kann. Die japanische Regierung hat für mich gesorgt, dass ich die Quarantäne möglichst bequem durchstehen kann.
Bereits während des Aufenthaltes im Hotel kam eine Mail mit URL an. Ich muss jedes Mal die URL öffnen und Fragen beantworten. Diese Mail kommt jeden Tag gegen 11 Uhr, ich muss die Antwort bis 14 Uhr geben. OEL verlangt von mir zu melden, wo ich mich aufhalte. Anruf von MySOS kam auch schon.
Diesmal klappt die Nachbefragung viel besser als beim letzten Mal.
Ein Tag vor der Abreise hänge ich einen ausgefüllten Fragebogen mit einem Magnet außen an die Türe. Kann die Abreisezeit wählen morgen gegen 16Uhr oder übermorgen gegen 10 Uhr. Selbstverständlich habe ich die früheste Abreise gewählt.
Am Abreisetag bekomme ich gegen 7 Uhr wieder ein Test-Kit, das bis 7Uhr30 fertig sein muss. Kurz vor 8 Uhr wird es eingesammelt.
Dann Frühstück, gegen Mittag kommt ein Anruf vom Callcenter, sie informieren mich, dass ich bis 13Uhr30 meinen Koffer gepackt haben soll. Langsam nähert sich mein Check-out vom Hotel.
Tatsächlich fährt unser Bus kurz nach 15 Uhr vom Hotel ab. Beim Auschecken auch eine kurze Frage, ob ich die tägliche Frage per App beantwortet hätte, das Fieberthermomether und Zimmerschlüssel abgeben habe, das war es dann.
Aus dem Bus habe ich meinem Bruder angerufen und ihm mitgeteilt, dass wir uns in einer Stunde am Flughafen Haneda treffen können.
Am Flughafen gab es dann gar keine Kontrolle mehr. Jeder kann sein Koffer nehmen und seines Weges gehen. Nur öffentliche Verkehrsmittel soll man nicht nehmen, daher holt mich mein Bruder ab.
Kurz vor meiner Wohnung in Yokohama habe ich ihn gebeten zum Supermarkt zu fahren, wo ich Lebensmittel für die kommenden 12 Tage einkaufen kann.
Jetzt bin ich zu Hause in 12 tägiger Quarantäne. Atme frische Luft und kann arbeiten.
Von OEL Popup bekomme ich hin und wieder auch eine Info. Dann muss ich das Icon drücken, damit sie wissen, wo ich bin. Fast jeden Tag bekomme ich einen Anruf durch MySOS, hier spricht immer ein Operator mit dem ich mich unterhalten kann, kein Tonband. Dieser Operator fragt die üblichen Fragen und bittet mich dann das Video anzustellen, um meine Umgebung per Video zu sehen. Immer sehr höflich nett. Ich bewundere diese Leute, die immer solche gute Stimmung haben, es gibt sicherlich einige frustrierte Leute, die klagen und reklamieren, sich über ihre Situation beschweren. Der Operator muss dann sehr geduldig und immer sehr höflich bleiben.
Ja ja, ich kann mir Eure Reaktion gut vorstellen. Der Operator ist kein Mensch mehr, schon eher wie ein Roboter. Ich glaube das so nicht. Wenn wir alle diese Pandemiesituation verstehen und die Hürden gemeinsam überstehen, bleiben wir höflich und verständlicher gegenüber dem anderen. So kann jeder diese schwierige Situation gemeinsam und besser überstehen. Shoganai ist eben Shoganai…
Am 22. Juni ist die Quarantäne vorbei. Aufatmen.
Besser hätte ich an diesem Beispiel Shoganai nicht erklären können. Kein Auflehnen, kein Drama.
In Ruhe mitmachen und einfach abwarten. Der Situation eine positive Richtung geben. Es ist mir gelungen. An Dienstag beginnt mein freies Leben in Yokohama. Besuch meiner 98 jährigen Mutter, Friseur, Führerschein Verlängerung …
Besser hätte ich an diesem Beispiel Shoganai nicht erklären können. Kein Auflehnen, kein Drama. In Ruhe mitmachen und einfach abwarten. Der Situation eine positive Richtung geben. Es ist mir gelungen. An Dienstag beginnt mein freies Leben in Yokohama. Besuch meiner 98 jährigen Mutter, Friseur, Führerschein Verlängerung …
Danke für Eure viele Unterstützungs-Emails, die mein Leben in Quarantäne noch leichter haben ertragen lassen.