Wir sind wieder in Japan, wo sich die Corona Infektionszahlen per Mitte Oktober 2020 im Vergleich zu Deutschland noch moderat darstellen
Infektionen genesen Todesfälle Bevölkerung
weltweit: 38.7 Mio. 27,0 Mio. 1.1 Mio.
Deutschland: 358.800 298.000 9.773 83.1 Mio.
Japan: 92.000 84.900 1.664 125,7 Mio.
Zusätzlich werden in Japan dazu separat die 712 Infektionen mit 13 Todesfällen auf dem Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ im März dieses Jahres aufgeführt. Das Schiff lag monatelang unter der Yokohama Bay Bridge, von uns zu Hause ständig beobachtet.
Fast sorglos haben wir den herrlichen, teilweise zu heißen Sommer in Düsseldorf verbracht. Restaurantbesuche wurden stark eingeschränkt. Einladungen nur zu Viert zu Hause. Dafür konnten wir bei dem schönen Wetter mit Freunden auf unseren neuen E-Bikes längere Touren an der Maas oder am Rhein entlang machen, haben Apfelplantagen am Niederrhein entdeckt und sind stundenlang über Feldwege gefahren, die wir sonst niemals kennengelernt hätten.
Frank musste dann auf abschüssiger Schotterpiste im Grafenberger Wald in Düsseldorf den ersten ernsthaften Sturz vom Rad bauen. Glücklicherweise verhinderte der Fahrradhelm schwere Verletzungen. Radfahren fiel dann zunächst drei Wochen lang aus. Die Wunden sind soweit verheilt. Früher, vor mehr als 60zig Jahren, waren solche Verletzungen der Normalzustand, heute musste dann doch schon ein Arzt hinzugezogen werden. Alles ist wieder gut. Lehre aus dem Unfall: Ohne Helm geht gar nichts. Steile Schotterpisten vermeiden, lieber mal absteigen…..
Miye ist am 30. September von Frankfurt aus nach Japan geflogen. Ohne Coronatest in Deutschland, dafür aber bei Ankunft in Tokyo/Haneda.
Japan hatte sich wegen der Coronakrise Ausländern gegenüber verschlossen. Erteilte Visa wurden für ungültig erklärt, ausländische Studenten an japanischen Unis konnten, wenn sie einmal aus Japan ausgereist waren, nicht mehr zurückkommen. Das gleiche galt für Geschäftsleute. Japan schottete sich ab. Sakoku – die Abschließung Japans von 1630 bis 1853 – lebte wieder auf. Ausnahmen gab es allerdings auch, einige asiatische Länder hatten Zugang nach Japan, allerdings nicht als Touristen. Einreisebedingungen für bisherige Statusinhaber werden stufenweise gelockert, ständig gibt es neue Bestimmungen für erneute Visaerteilungen für Rückkehrer nach Japan. So wurden bereits im Juni Einreisen aus Vietnam, Thailand, Neuseeland und Australien gelockert, ab 1, Oktober gilt dies jetzt auch für Rückkehrer aus allen Ländern mit entsprechendem Visa Status. Tourismus von Ausländern ist allerdings weiterhin untersagt. Familienzusammenführung ist möglich. Dazu muss ein Antrag auf ein Visum für einen Aufenthalt von maximal 90 Tagen mit der Möglichkeit einer weiteren 90 tägigen Verlängerung beim japanischen Generalkonsulat in Düsseldorf gestellt werden.
Dazu sind notwendig:
1. Reisepass des Antragstellers
2. Ausgefülltes Anmeldungsformular
3. Neuestes Foto für das Visum
4. Familienbuch des japanischen Ehepartners, aus dem der Namen des Antragstellers ersichtlich ist.
5. Flug Reservierung, falls bereits vorhanden
6. Einladungserklärung des japanischen Ehepartners
7. Planung des Aufenthalts (Wann, Wo, Kontakttelefonnummer)
8. neuester Kontoauszug des Antragstellers. Wenn die Aufenthaltskosten von Einlader Seite bezahlt werden sollte, benötigt man zusätzliche Papiere des Einladenden wie Residentenkarte und neueste Steuer Erklärung mit Stempel des Steueramtes
Die Beibringung des japanischen Familienbuches war eine erste Hürde. Miye`s Bruder konnte mit entsprechender Vollmacht das Familienbuch bei dem zuständigen Bezirksamt in Yokohama beantragen. Für das Konsulat reicht eine Kopie, das Original muss jedoch zum Nachweis bei der Einreise in Japan vorgelegt werden. Während der Coronazeiten ist der Postverkehr auch verlangsamt, die Übersendung der Originalurkunde per EMS Post dauerte mehr als 10 Tage. Gut, daß der Bruder das Original fotografiert und per E-mail vorausgeschickt hatte. Das Konsulat erkannte die Kopie als Dokument für die Visaerteilung an. Alles ist gut gelaufen. Das Visum wurde nach einer Woche anstandslos erteilt.
Eigentlich steht der Abreise von Frankfurt und der Einreise in Japan nichts mehr im Weg.
Doch zur Einreise muss ein nicht länger als 72 Stunden alter, negativer PCR-Coronatest vorgelegt werden. Der Test wurde am Mittwoch den 14. Oktober in Düsseldorf bei der Hausärztin durchgeführt. Hoffnung, daß das negative Ergebnis bis Donnerstag vorliegt, die Praxis dann das japanisch/englische Formular ausfüllt, mit Unterschrift der Ärztin versieht, damit es bis Donnerstagnachmittag abgeholt werden kann.
Abreise von Frankfurt ist Freitagmorgen. Alles ist gut gelaufen, das negative Ergebnis liegt schon um 9:00 am Donnerstagmorgen bereit. Nächste Hürde genommen.
Freitagmorgen 8:30 geht’s per Auto zum Frankfurter Flughafen. Die Direktflüge mit ANA All Nippon Airways von Düsseldorf nach Tokyo/Narita werden noch nicht durchgeführt, Zubringerflüge von Düsseldorf nach Frankfurt gibt es nicht.
Maske tragen ist Pflicht. Check In ist lange vor Abflug, der auf 13:30 verlegt wurde. Erstmalig muss der negative Test am ANA Schalter vorgewiesen werden. Alles unproblematisch. Wartezeit in der Lufthansa Senator Lounge. Alle anderen Lounges sind nicht geöffnet. Der Flughafen ist voller Leben, zwar nicht so voll wie vor Coronazeiten, doch auch nicht so leer wie noch bei der Rückreise aus Japan im Juni dieses Jahres.
In der Lounge fällt eine Gruppe „englischsprechender“ junger Leute auf, sie tragen keine Masken, reden und lachen laut miteinander und sitzen teilweise eng zusammen. Was denkt man sich dann wohl?
Der Flug selbst ist pünktlich, Dauer 10:43, die um 5 Minuten überschritten wird. Die Route führt nicht wie üblich über Russland am Nordmeer entlang, sondern schneidet den Weg ab und zielt ab Eintritt in Russland ziemlich direkt nach Japan. Der Grund mag der starke Rückenwind sein, teilweise mit mehr als 130 km/h beschleunigt er das Flugzeug auf eine Gesamtgeschwindigkeit von weit über 1.000 km/h.
Den gesamten Flug über tragen alle Passagiere ihre Masken. Die freundlichen ANA Damen tragen auch Maske dazu noch Handschuhe. Das Essen wird mit Abdeckungen serviert, was der Qualität nicht schadet. Das Flugzeug ist insgesamt nur mit 40 Passagieren besetzt! In der Business Class viele freie Reihen, im zweiten Business Class Segment sitzen kaum Leute. Übrigens ca. eine Stunden nach ANA fliegt auch Lufthansa von Frankfurt nach Haneda, da gehen Gedanken durch den Kopf wie da die Auslastung wohl sein wird?
Nicht geschlafen, einen Lust-Film über Antiquitätenfälscher in Kyoto geschaut. Im Flugzeug muss ein ausführlicher Fragebogen ausgefüllt werden, wo man in den kommenden Tagen in Japan zu erreichen ist und unter welcher Telefonnummer. Der Hinweis, dass auf falsche Angaben eine Strafe von nicht unter Yen 500.000 oder gar Gefängnis steht, fehlt nicht auf dem Formular. Dann schon die Landung in Haneda. 30 Minuten vor der Landung gibt es wegen zu erwartender Turbulenzen Anschnallpflicht, selbst für die Besatzung. Sie wurde kurz vor der Landung aufgehoben, dann wieder festzurren der Sicherheitsgurte zur Landung. Draußen ist es dunkel, vollkommen nebelig, wolkenverhangen bis zur Landung in Haneda. Starker Regen prasselt auf das Dach des Flugzeugs. Die Passagiere sollen beim Aussteigen Abstand halten. Das geht gut, solange so wenige Passagiere aussteigen.
Normalerweise geht’s vom Gate direkt über die Quarantänestation zur Passkontrolle. Jetzt erst mal zum obligatorischen Coronatest. Sehr lange, gut beschilderte Wege zur Station No.1. Frühsport nach dem langen Flug. Noch auf dem Weg dorthin erhält jeder Passagier ein Informationsblatt über den darauffolgenden Ablauf.
Step 1 hier wird erklärt was zu tun ist.
Step 2 Teströhrchen und ein kleiner Trichter werden ausgehändigt, das Röhrchen und der im Flugzeug ausgefüllte Fragebogen erhalten eine Laufnummer. Ab hier bin ich Nr. 204. Jetzt soll jeder Passagier in einer kleinen Box das Teströhrchen bis zu einer Markierung mit Spucke füllen, dafür ist der kleine Trichter vorgesehen. An der Wand der offenen Box hängen Kopien von gelben Zitronen, sie sollen das Sammeln von Spucke erleichtern. Der Trichter wird in einen Karton geworfen, das am Boden markierte Röhrchen wird am Ausgang abgegeben und die Laufnummer noch einmal überprüft.
Step 3 Die Dokumente werden überprüft, unleserliche Handschriften abgeklärt, dann geht’s eine Etage höher.
Step 4 Warteposition. Langsam kommen alle Passagiere vom Flug NH 204 hier an, sitzen weiträumig voneinander entfernt und warten auf das Ergebnis ihres Tests. Dies hier ist im Normalfall Gate 146, daher unendlich viele Sitzreihen für die Wartenden.
7:30 war die Landung. Noch vor 9:00 wird die Nr. 204 auf einem Bildschirm angezeigt, jeder Aufgerufene bekommt sein Ergebnis am Schalter vom offiziellen japanischen Quarantäne Service der japanischen Regierung ausgehändigt. Covid-19 Test negativ. Jetzt erst geht’s zur Passkontrolle.
Hier wird neben dem Pass mit dem Visum das negative Testergebnis sowie die Laufunterlagen Nr. 204 mit dem Fragebogen übergeben. Zeigefinger Scan, Foto des Gesichts. Dann werden Visum im Pass, die mitgeführten Papiere wieder und wieder geprüft, bis der Immigration Officer aus seiner Box kommt und zum Mitkommen auffordert. Wieder warten, es kommt eine Dame, die zeigt, dass auf der Einreisekarte ein Verwandten Besuch in Japan vermerkt wäre. Ob das nachgewiesen werden könnte, und wer der Verwandte ist. Glücklicherweise hatte das japanische Generalkonsulat in Düsseldorf schon darauf hingewiesen, daß ich das Original des Familienbuchs mitnehmen sollte. Außerdem habe ich in den über 40 Jahren in Japan und im Geschäft mit Japanern gelernt mich nicht über eventuell nicht notwendige Fragen und Vorschriften zu wundern, sondern sie ruhig entgegenzunehmen, zu akzeptieren und dann zur Lösung beizutragen. Shoganai. Also wird das Original des dreiseitigen Familienbuches vorgelegt, und wieder warten. Zwischenzeitlich werden weitere Herren mit wohl ähnlichen Nachfragen in gehörigem Abstand platziert. Im Immigration Office diskutieren mehrere Leute, dann kommt die Dame wieder, händigt das Familienbuch aus und zeigt das endgültige 90 Tage Visum im Pass. Es geht zur nächsten Station, Koffer abholen vom Band D.
Welche Überraschung. Die Koffer wurden zwischenzeitlich von ANA Mitarbeitern auf Koffer Karts verladen, auf den Griff der Karts ist ein gedrucktes DINA4 Blatt mit meinem Namen mit Tesafilm angeklebt. Zwei ANA Damen kümmern sich darum, dass jeder sofort seine Koffer findet. Wahnsinniger japanischer Service. Japan. Wow…. Erst zu Hause angekommen finden wir ein kleines Liebessbriefchen von Hand geschrieben auf seinem Koffer Tag: „Danke, dass sie mit ANA geflogen sind. Wir hoffen, dass wir Sie bald wieder begrüßen dürfen. Ihr ANA Team.“ Eine Anregung für Fluggesellschaften wie sie sich um jeden einzelnen Passagier kümmern könnten, wenn sie denn wollten! Aber vielleicht ist das auch zu viel verlangt. So ein Willkommensgruß gibt es eben nur in Japan. Auch ein Grund, warum wir Japan so lieben. Alle Umstände, alles Warten, ist damit vergessen.
Dann die Zollkontrolle. Die Beamten sind mit medizinischer, grüner Schutzbekleidung über ihrer Uniform bekleidet, die Abwicklung ist kurz, die Zollerklärung, die schon im Flugzeug ausgefüllt wurde, wird ausgehändigt, ein kurzes Gespräch und schon bin ich in Japan angekommen.
Im angeschlossenen Parkhaus treffen wir uns. Haneda ist nur 30 Minuten entfernt von unserem Zuhause in Yokohama, Punkt 10:00 Samstagmorgen kommen wir bereits dort an.
Jetzt 14 Tage Quarantäne, in der Zeit darf ich keine öffentlichen Verkehrsmittel oder Taxis benutzen. Ich darf nur von Familienmitgliedern oder einer speziellen Transportgesellschaft gefahren werden. Danach sind wir frei zu tun, was wir möchten. Wir werden uns an die Regeln halten, im Haus bleiben, wenn wir rausgehen sollten, Masken tragen, und uns ansonsten auch etwas einschränken.
Wir kommen zurück auf die Zahlen zu Beginn unseres Quarantänegrußes:
Bei 125 Mio. Einwohnern in Japan 92.000 Infektionen gegenüber 83 Mio. Einwohnern in Deutschland mit 359.000 Infektionen. Da lohnt es sich Corona-bedingte Regeln einzuhalten, auch wenn das manches Mal übertrieben zu sein scheint.
Wir werden Japan mit dem übersichtlichen Infektionsgeschehen und ohne die üblichen Touristenströme auf jeden Fall sehr genießen. Jetzt muss erst einmal der Jetlag überstanden werden.