Situation 3 Jahre nach dem Tsunami in der Stadt Kamaishi.

Wir haben einen Facebook Eintrag von einem Mr. Takahashi aus Kamaishi am 11.2.2014 gelesen. Wieder einmal haben wir dabei festgesetllt, dass jeder, jederzeit zu seinem eigenen Schutz in Katastrophenfaellen gut vorbereitet sein muss.
In seinem Post schreibt Mr. Takahashi über die jetzige Situation nach dem Tsunami wie folgt: (freie Ubersetzung)

Es sind jetzt 2 Jahre und 11 Monate seit dem großen Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami vergangen. Solche Katastrophen können überall und jeden Tag passieren.

Ich frage alle: Was tust Du, um Dich, Deine Familie, Freunde und Verwandte zu schützen?  Hast Du Dir eine Überlebens Strategie zurechtgelegt, zB. genügend Wasser und Essen vorbereitet?

Beim letzten Check habe ich nach einer Taschenlampe gesucht und dabei an den Benzinstand meines Autos gedacht. Ich selbst lebe in dem vom Tsunami betroffenen Gebiet, habe mich zwischenzeitlich aber auch schon wieder an das friedliche Leben nach 3/11 gewöhnt und die schrecklichen Momente mit den Angstgefühlen bereits vergessen. Es gibt ein japanisches Sprichwort: „sobald heißes Essen durch den Hals gegangen ist, ist es auch schon vergessen“.

Wichtig ist der Schutz seiner Lieben. Das heißt vorbereitet sein auf eine Katastrophe, und das immer im Hinterkopf zu haben.  Ist die Katastrophe erst einmal eingetreten, dann ist es zu spät sich darüber Gedanken zu machen. Menschen müssen sich selbst schützen (gut vorbereitet zu sein).

Ich fordere jeden dazu jeden auf jetzt mit solchen Überlegungen zu beginnen was benötigt wird.

Zurzeit wird immer noch diskutiert wie hoch eine Schutzmauer sein soll, um vor einem nächsten Tsunami geschützt zu sein. Ich frage mich dabei, warum die Menschen sich immer von solcher „Schutz versprechenden“ Hardware abhängig machen müssen. Ich finde die Diskussion darüber schon fast lächerlich.
Viele haben überlebt, Gott sei Dank, dass sie vor den Fluten rechtzeitig geflüchtet sind. Alleine schon zu denken, dass man sich mit Hardware, wie einer Schutzmauer, vor einem Tsunami retten könnte, bedeutet gegen die Natur anzukämpfen.

Noch während die Menschen über die Höhe der Mauer, über „Yes or No“ diskutieren, könnte sich schon die nächste Katastrophe anbahnen. Haben Sie überlegt wohin und wie Sie dann flüchten können, haben Sie Wasser und Lebensmittel zum Überleben vorbereitet? Selbst die möglicherweise dann neuen Überschwemmungsgebiete wurden noch nicht einmal bis zum Ende überlegt und durchgedacht.
Diskussionen wofür? Geschäfte, Immobilen, persönliche Dinge, was sollten wir zurücklassen? Außer unserem Leben, was haben wir, wenn wir Sicherheit geben? Mit dieser vermeintlichen Sicherheit im Rücken an Flucht zu denken ist schwierig, denn alle denken, bis hierher kann kein Tsunami kommen, wir haben ja die hohe Schutzmauer, die uns schützt.. Dieses Gefühl der Sichheit ist sogar trügerisch.

Es gab Ältere, die beim Tsunami nicht flüchten wollten, oder konnten. Solche Leute haben junge Retter von Katastrophenschutz und Feuerwehr aufgehalten und sogar sterben lassen, weil sie diese bei ihren Rettungsaktionen behindert haben. Wenn jeder an Flucht und wie er sich selbst in Sicherheit hätte bringen können, gedacht hätte, hätten viele junge Menschen am 3/11 nicht den Tod finden müssen.

Ein Freund von mir war bei der Feuerwehr und ist am 11. März gestorben. Er hatte sich von Haus zu Haus vorgearbeitet, die Bewohner alarmiert und zur Evakuierung aufgefordert. So wie es ihm ergangen ist, hat es leider viele junge hilfsbereite Feuerwehr Männern getroffen. Sie sind jetzt tot.

Meine Bitte an jeden: Betrachtet Katastrophen als Eure eigne, private Angelegenheit, damit außenstehende Retter nicht zu Tode kommen müssen. Denkt zuerst an Selbsthilfe!

Das ist zu vereinfacht gedacht. Nicht die Verwaltung  ist  zuständig, sondern jeder selbst muss für sich die Verantwortung übernehmen und sich fragen: Wer schützt mich bei einer Katastrophe? Die Antwort darauf kann nur sein: ICH. Sonst gibt es niemanden.

Es ist zu einfach für den Tod von Familienangehörigen eine zu niedrig gebaute Schutzmauer, eine lahme Stadtverwaltung oder andere Organaisationen veratwortlich zu machen und dann die Ergebnisse anderen zuzuschieben.

Jeder muss sich selbst und sein Vermögen schützen. Jeder muss die geeigneten Mittel dazu rechtzeitig selbst überlegen. Eine Mauer kann niemand den Schutz abnehmen. Werdet endlich wach! Schützt Euch selbst.

Das Vergessen der Gefahr und die Gewöhnung an den heutigen, gefahrlosen Alltag ist jetzt der IST Zustand in der Stadt Kamaishi mit  seinen 40.000 Einwohnern. Bei einer Katastrophe soll jeder an sich selbst zuerst denken. Forderungen an die Verwaltung, auch wenn sie laut vorgetragen wird, ist eine mehr oder weniger verzweifelte Geste und bringt nichts. Wenn man in einer kleinen Stadt wie Kamaishi nur auf die Verwaltung vertraut, wie wird es dann bei einem solchen Engpass in einer Großstadt aussehen? Panik, Gewalt, Revolution – auf jeden Fall keine Vernunft! Jeder soll vorab wissen: eine Verwaltung kann bei einer Katastrophe nicht helfen! Der Staat oder die kommunale Verwaltung kann nur eine Unterstützung sein. Zu denken, dass sie alles für uns tun können ist idiotisch. Ich kann mein Leben nur selbst schützen.

Abhängig zu sein, kein Verlass auf sich selbst, kein Selbstvertrauen. Das ist die Situation in Japan zum jetzigen Zeitpunkt.

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Anfang Februar feierte die Feuerwehr in Yokohama ein großes Open Air Fest, bei dem die Bürger sehen konnten, was die Feuerwehren so alles für die Rettung tun können. Beeindruckend war, dass bei den Festansprachen Frau Hayashi , Oberbürgermeisterin von Yokohama, der mit 3.5 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Japans, u.a. sagte: wenn jetzt ein Tsunami oder eine andere Katastrophe hereinbrechen sollte, dann muss sich jeder Bürger zunächst einmal selbst in Sicherheit bringen. Es wird dauern, bis die offiziellen Stellen die weiteren Maßnahmen übernehmen können.