„Issho kemmei“ – Alle zusammen, mit äußerster Anstrengung das Beste geben
In Yokohama scheint seit Tagen sowohl am Jahresende 2013 als auch zur Begrüßung des Neuen Jahrs die Sonne. Es ist zwar kühl, aber wunderschön, genau das richtige Wetter um am Meer einen Spaziergang in das neue Jahr zu machen und die guten Vorhaben für 2014 zu diskutieren.
Miye macht mit der Reha ihres linken Ellbogens tägliche Fortschritte. Wir wünschen uns dabei, dass die Schmerzen nicht nur im Laufe der Reha weniger werden, sondern insbesondere, dass Miye den Mut und das Durchhaltevermögen bis zur endgültigen Heilung weiter aufbringt.
Etwas Berührendes zum Jahresausklang 2013, das es nur in Japan geben kann und durch „Issho kemmei“ zu Glücksmomenten führt.
Immer am Jahresende findet in Japan der Team-Wettbewerb der Volksschulen im Nawa-tobi statt. Gruppen-Seil-Springen. Das ist in Japan ein sehr populärer Sport. In jeder Schule, sogar bereits im Kindergarten wird das schon geübt. http://youtu.be/RunP8MjgHfE
http://youtu.be/1Z_AwXZDWJ4.
An diesem Jahresende haben 55 Volksschulen aus allen Teilen Japans an diesem Wettbewerb teilgenommen Was wir in TV gesehen haben, waren die Endspiele der letztlich verbleibenden fünf Volksschulen.
Eine Bedingung ist, dass alle Kinder einer Klasse teilnehmen. Beherrschung der Technik des Seilspringens und sportliche Leistung werden für die Teilnahme am Nawa-tobi Wettbewerb bei jedem einzelnen vorausgesetzt. Insbesondere ist aber ein starker Wille und dazu noch die gemeinsame Arbeit als Team gefordert.
Beim Nawa-tobi muss ein Team Seil-springen, ohne dass das Seil gestoppt wird. Das Team gewinnt, dem es gelingt in einer Minute kumulativ die meisten Personen fehlerlos springen zu lassen. Bei dem Wettbewerb tritt eine Manschaft in einer breiten Reihe, fest untereinander eingehakt an, die nächsten Reihen folgen dann kurz hinterher, so dass jede Reihe im Takt des Seildrehens über das Seil springen kann. Die Reihen kommen dann wieder zurück und springen solange weiter bis die Minute erreicht wurde. Sich das alleine vorzustellen ist kaum möglich. Hohe Konzentration, ohne Fehler, und das über eine Minute im Team ist gefordert. In diesem Jahr hat ein Team mit der Rekordzahl von 621 Schülern!! gewonnen.Damit man die Geschwindigkeit sehen kann mit der gesprungen werden muss, wobei „nur„ 182 Teilnehmer in einer Minute gesprungen sind, hier ist der Link: http://youtu.be/EklPT5yhi9A.
Was wir im TV gesehen haben, konnten wir leider in youtube nicht finden.
Nach dem Wettbewerb gab es Tränen des Glücks bei den Teilnehmern. Die meisten, Jungen wie Mädchen, waren tief gerührt und bewegt, dass sie es gemeinsam geschafft haben. Beim anschließenden Interview folgende Aussagen:
„Wir sind in vier Monaten der Vorbereitung in einem Herzen als Team zusammen-gewachsen.
Wir haben bis zum Ende alle zusammen durchgehalten, haben nicht aufgegeben und sind als Team zusammen gewachsen.
Wir haben als Team zusammen Dankbarkeit gespürt.
Wir haben unseren Kameraden vertraut, und zusammen unser Bestes gegeben.
Unser gemeinsames Ziel – keinen Fehler zu machen.“
Selbst der Sportlehrer war danach so bewegt, dass er kaum sprechen konnte. „ Das war die längste Minute meines Lebens“, dann fiel er dem nächst stehenden Teilnehmer in die Arme und weinte vor Glück und Ergriffenheit.
Zwei Dinge, die wir dabei gefühlt haben:
Japaner sind – im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis – sehr emotional.
Nur Japaner können so eine präzise Teamarbeit mit nur viermonatiger Vorbereitung auf den Wettbewerb schaffen.
Wir wünschen Euch/Ihnen für 2014 viel „issho kemmei“ mit der dazu gehörenden Dankbarkeit auch für die „Kleinigkeiten“ des Lebens, um zusammen im neuen Jahr viele Glücksmomente erleben zu können.
Eure/Ihre
Frank U. Möser
Miye Hayashi-Möser