Grußwort des Herrn Oberbürgermeisters Tischler anlässlich einer Lesung des Autors Frank Möser
im Rahmen der Hilfsaktion
„Help Japan“ des Kulturfördervereins „Konjungtur“
am Freitag, dem 11.05.2012 um 19.00 Uhr in der Alten Börse Bottrop

Sehr geehrter Herr Leger, (Vorsitzender Konjungtur)
sehr geehrter Herr Wissing, (Lions Club Bottrop)
sehr geehrter Herr Möser,
sehr geehrter Herr Yuoka (Hauptgeschäftsführer der Jap. IHK Düsseldorf),

meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist still geworden um Japan.

In vielen Orten an der japanischen Ostküste steht kaum noch ein Stein auf dem anderen.
Ich habe gelesen, dass in einem Dorf – ich weiß nicht, wo genau es liegt – nur 5,8% der Bewohner
das verheerende Erdbeben und die anschließende Flutwelle überlebt haben.

Es sind unvorstellbare, unermessliche Verluste, die die Menschen dort erlitten haben.

In einem Radius von 20 km um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima spielen keine Kinder mehr auf den Spielplätzen, dienen Schulen nicht mehr dem Lernen, werden keine Felder mehr bewirtschaftet.Niemand räumt dort die Trümmer weg und baut zerstörte Häuser neu auf.In den verlassenen Städten leben heute keine Menschen mehr, und sie werden nie wieder dorthin zurückkehren dürfen.

Auch an den Orten, die nicht noch zusätzlich von radioaktiver Verstrahlung betroffen oder bedroht sind,
ist nichts mehr so, wie es vor dem 11. März 2011 war.

Still geworden ist es auch um die Opfer und um die Folgen der Katastrophe für Japan.

Zum ersten Jahrestag von Erdbeben und Tsunami war das entsetzliche Unglück noch einmal in allen Medien präsent.
Sonst hört man aber nicht mehr sehr viel davon, wie das Land und die Menschen versuchen, in den Alltag zurückzukehren, ihr Leben neu aufzubauen, mit den Verlusten zurecht zu kommen.
Die Schlagzeilen bestimmen inzwischen andere Ereignisse.

Doch für die Menschen in den betroffenen Gebieten kann von Normalität noch lange keine Rede sein.
Was heute Schuttberge sind, waren einmal hart erarbeitete und jahrelang zusammengesparte Lebensträume
von Menschen. Viele haben Angehörige verloren;

Kinder sind zu Waisen geworden, Eltern haben ihre Kinder verloren, ganze Familien wurden auseinandergerissen.
Manche Verluste sind einfach nicht zu ersetzen.

Aber auch dort, wo es um die Angelegenheiten des täglichen Lebens geht, ist auch nach einem Jahr noch unüberschaubar viel zu tun. Zehntausende leben noch immer in Behelfsunterkünften.

Im September 2011 hatte ich Gelegenheit, als Gastredner auf Einladung einer japanischen Tageszeitung nach Japan zu reisen. Es hat mich sehr berührt, mit den Bildern des Geschehens ein halbes Jahr zuvor im Hinterkopf zu sehen,mit welcher Ruhe, mit welcher Diszipliniertheit und Gelassenheit die Japaner das Unglück ertragen haben und die Probleme angegangen sind.

.Großen Respekt habe ich auch vor den japanischen Behörden, vor meinen Amtskollegen in den betroffenen Städten, die vor der kaum zu bewältigenden Aufgabe standen und stehen, die Lage unter Kontrolle zu bringen, die Menschen zu versorgen, unterzubringen und ihnen die Lebensgrundlagen zurückzugeben

Ich war beeindruckt von der Gastfreundschaft, von der Freundlichkeit und Herzlichkeit, mit der ich in Japan aufgenommen wurde.

Das Buch von Herrn Frank Möser hatte ich im Reisegepäck.
Es hat mir Einblicke gegeben, die mir geholfen haben, das Land, die Kultur und die aktuelle Situation besser zu verstehen.

Ich wurde nach Japan eingeladen, um dort über unsere InnovationCity Bottrop zu berichten.

Unser Konzept, als Modellstadt des Klimaschutzes verstärkt auf mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu setzen, hatte durch die Ereignisse in Japan eine ganz neue Aktualität erfahren.

Die Energiewende und die Abkehr von der Atomkraft waren auf einmal in aller Munde. Vielleicht konnte ich bei meinem Besuch einige Denkanstöße beitragen, die auch für die weiteren Überlegungen zur Energiefrage in Japan nützlich sind.
Ich würde mich darüber freuen und es auch als kleine Gegenleistung für die mir erwiesene Gastfreundschaft sehen.

Meine Damen und Herren,

Herr Leger musste mich nicht lange bitten, die Spendenaktion „Help Japan“ zu unterstützen.
Ich tue es aus Verbundenheit mit den Menschen dort und einfach deshalb, weil Hilfe immer noch dringend nötig ist.
Und ich weiß, dass viele Bottroperinnen und Bottroper ebenso denken wie ich.

Ich freue mich darüber, dass der Förderverein Konjungtur und der Lions Club Bottrop diese Spendenaktion
und die heutige Veranstaltung ins Leben gerufen haben.

Und ich danke allen, die daran tatkräftig mitwirken, besonders Herrn Frank Möser und den beiden Künstlerinnen,
die die heutige Veranstaltung musikalisch begleiten. Ganz herzlichen Dank!

Jetzt hoffe ich, dass Sie alle heute Abend nicht nur Ihr Herz öffnen, sondern gerne auch Ihr Portemonnaie.
Die Kinder von Shiogama werden es Ihnen danken!