Kostenexplosion –
Warum die Preise für die Schuttbeseitigung nach dem Tsunami
so differieren?
Wohin ist das viele Geld für den Wiederaufbau Tohokus geflossen?

Worüber wir uns in der letzten Woche zunächst ärgern wollten, es dann aber unter der Rubrik, „zu glauben, dass alles mit rechten Dingen in der Welt zugeht, ist eine weitere Illusion“, abgelegt haben:

Es ist ja kaum zu glauben, wie das Geld für den Wiederaufbau Tohokus nach dem Tsunami am 11.3.2011 in Japan verbraten wird.

Fall 1. Schuttbeseitigung

Ishinomaki und Higashi-Matsushima wurden durch den Tsunami am härtesten getroffen. Millionen Tonnen von Schutt waren zu beseitigen, um das von den Wassermassen  hinterlassene Trümmerfeld aufräumen und beseitigen zu können.

In Ishinomaki kostet die Beseitigung des Schutts sieben mal so viel wie in Higashi-Matsushima. (Zur Info, Higashi-Matsushima liegt direkt neben Ishinomaki am Meer, und die Schutt Mengen waren nur unwesentlich geringer als die von Ishinomaki)
Warum eigentlich? In Higashi-Matsushima hatte man sich schon nach schlechten Erfahrungen sieben Jahre vorher auf solche Fälle eingerichtet und entsprechende Pläne vorbereitet. Schutt wurde an Ort und Stelle vorsortiert, um ihn dann zwischenzulagern und sortiert abtransportieren zu können.

In Ishinomaki wurde der Schutt unsortiert gesammelt und auf Halden abgelagert. Die Nachsortierung benötigte zum einen Platz, zum anderen ungeheure Geldsummen. Man stelle sich vor Hausmüll, Holzbalken, Metalle,  Schiffe, Ölrückstände – das alles wird auf Halde abgekippt und dann erst sortiert. Fast unmöglich, aus hygienischer Sicht und aus Platz- und Kostengründen. Die Entscheidung die ungeheuren Schuttmassen in Ishinomaki schnellst möglich so zu beseitigen wie es einmal geschehen ist,  kann niemand kritisieren, der nicht gesehen hat um welche riesigen Mengen es sich hier handelte. Dazu kommt noch das komplette Durcheinander unterschiedlichster Materialien, die teilweise im stinkenden Wasser zusammengedrückt lagerten. Wer möchte zu dem damaligen Zeitpunkt, in dem Trauer um die Vermissten und Getöteten vorherrschte und zu dem diese schieren Schutt-Massen erst einmal zu beseitigen waren, eine Entscheidung treffen.

Und trotzdem hat die Politik in Higashi Matsushima diese Probleme besser gelöst als in Ishinomaki. So berichtete der Zuständige in Higashi Matsushima im TV Interview, dass sie diese Kosten möglichst effektiv und sparsam verwenden wollten, weil dieses Geld von zusätzlichen Steuergeldern bezahlt werden wird.

Warum konnte man in Ishinomaki dies nicht in gleicher Weise schaffen?

Nach einem warum sollte man in Japan sowieso nicht fragen.
Die Antworten bleiben typisch japanisch, umständlich, unverständlich und unverdaulich für den außenstehenden Betrachter. Jeder kann daran fühlen, dass es nur eine Ausrede ist, aber lässt es als solche einfach stehen. Wir glauben, dass ein heute geplantes cooles Risikomanagement zu dieser Zeit einfach nicht möglich war.

Fall 2. Geldverschwendung

Die Milliarden, die vom japanischen Staat zum Wiederaufbau Tohokus – aus Steuergeldern – zur Verfügung gestellt werden, wecken Begehrlichkeiten für den „Tohoku-fernen“ Einsatz:

So wurden u.a. etwa 10.000 Schüler und Studenten aus fernen Ländern nach Japan eingeladen – bei Übernahme sämtlicher Reisekosten und Verpflegung aus dem Tohoku Wiederaufbau Budget. Zwei Tage davon ging es in die „Tsunamigebiete“ die restliche Zeit – Sightseeing in Kyoto und sonst wo in Japan.

Der japanische Steuerzahler ärgert sich: Die Erklärungen sind wieder typisch japanisch, umständlich, so gerade haarscharf an der Möglichkeit sie noch annehmen zu können wie zB.: diese jungen Leute könnten bei einer ähnlichen Katastrophe als freiwillige Helfer eingesetzt werden und könnten das entsprechende Verständnis durch ihren Besuch aufbringen.

Am grünen Tisch geplante Budgets sind meist nicht praxisnah. Den Menschen vor Ort müssen flexible und gut durchdachte Budgets zur eigenen Verwendung zur Verfügung gestellt werden, auch wenn die Situation schnelle Aktionen vom Amt erforderlich machen.

Wir haben uns dann gefragt: Wie ist eigentlich das Geld in Deutschland für die Flutopfer aus dem Frühsommer 2013 verwendet worden? Wer hat es verwaltet und ist es da angekommen, wofür es gedacht war?

Siehe auch Geschichten über anderweitige Mittelverwendung :  http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-20150364,

http://www.abc.net.au/news/2013-06-03/1b-in-japan-tsunami-funding-spent-on-miscellaneous-projects/4730812,

http://ajw.asahi.com/article/0311disaster/recovery/AJ201309090083

Trotz alledem, wir unterstützen die Fischerfamilien und ihre Kinder in Ohzashi auch weiterhin, gerade weil sie sich bemühen selbst wieder hochzukommen, und sie nicht einfach auf Hilfe von außen warten.  Wir wollen Ihnen deshalb weiterhin  helfen Ihre großen Hürden zu überkommen.