Wer die etwa anderthalb Stunden mit dem Auto aus Kyoto zum Miho Museum in der Shiga Präfektur fährt, kann nicht glauben was ihn dort erwarten wird. Vorbei an Golf und Country Clubs führt eine teilweise nur einspurig zu befahrene Straße durch herrlich gefärbte Herbstwälder. Immer wieder muss auf kleine Straßen abgebogen werden. Wir fragten uns, wie machen das hier die Autobusse, die täglich die vielen Besucher zum Miho Museum fahren?
Dann ein Parkplatz, auch ähnlich wie vor einem Country Club. Dahinter verbarg sich das halbrunde Empfangsgebäude mit der Eintrittskasse und einem Restaurant mit hauptsächlich vegetarischem Angebot.
Von hier aus fährt die letzten anderthalb Kilometer ein kleiner offener Elektrobus zum eigentlichen Museum. Rechts und links dieser Straße wunderbar gepflegte Sträucher und Bäume. Dann öffnet sich ein hoher, halbrunder Tunnel. In der Mitte mit einem leichten Linksknick, so dass der Blick auf den Eingang des Museums noch länger verborgen bleibt und die Spannung steigen lässt. Dann der Blick aus dem dunklen Halbrund auf den weit entfernten Eingang. Ab hier beginnt die schöne Welt des künstlich geschaffenen und in eine Gesamtfläche von 1.000.000 m2 eingebetteten Paradies des Shangri La. Bewaldete Berge, weiter Blick und ein Kieferbaum, der schräg eingepflanzt wurde, geben dem ganzen eine allein durch die Größe und die orchestrierte Natur das Gefühl der Stimmigkeit, aber auch der unglaublichen Ausdehnung der gesamten Anlage.
Der bekannte chinesische Architekt I.M. Pei hat hier eine bewundernswerte Symbiose von versteckter Architektur in Glas, Stahl, Holz in Verbindung mit einem französischen Kalksandstein geschaffen. In Anlehnung an die Architektur der alten japanischen Bauernhäuser und der nach Fertigstellung des Baus des Museums nachgeholfenen Natur.
Der Betrachter steht noch im Tunnel und ist schon gefangen vom Anblick des sich in die Landschaft einfügenden Museums. Der Trick: Bauvorschriften über die Höhe und Ausdehnung der Gebäude haben bewirkt, dass nach dem Rohbau, der größte Teil, etwa 80%, wieder mit Erde angefüllt und durch Pflanzen und Bäume so eine harmonische Landschaft geschaffen wurde. Das Museum mit Nord- und Südflügel auf 17.400 m2 ist also größtenteils „unterirdisch“ zu begehen.
Alles ist raumgreifend, hell und für ein Museum großzügigst. Unauffällig die hilfsbereiten Mitarbeiter. Wer mehr über das Museum erfahren möchte https://de.wikipedia.org/wiki/Miho_Museum.
Von einem dem Eingang gegenüberliegenden Balkon sehen wir über die Berge in einiger Entfernung einen höheren Glockenturm und ein großes, nicht klar zu erkennendes Gebäude. Dies gehört nicht mehr zum Museum, es ist die Zentrale der 1970 gegründeten, religiösen Gemeinschaft Shinji Shumeikai, die auch den Auftrag zum Bau dieses Museums gegeben hatte.
Im Nord- und Südflügel des Museums wurde ein Teil der Sammlung gezeigt. Objekte buddhistischer und japanischer Kunst sowie Kunstobjekte der menschlichen Hochkulturen. Sie alle legen Zeugnis davon ab in welcher Form mit welcher Fähigkeit sich die Menschheit weiterentwickelt und verfeinert hat.
Beeindruckend auch die Dr. John C. Weber Collection, eines Deutsch-Amerikaners, der noch im Alter von 65 Jahren begonnen hatte Marathon zu laufen und Rekordhalter beim Ironman in Hawaii zu werden. Seine Erklärung zu seiner Sammlung: „Ich mache einen Plan und bin dann ganz ich selbst. Wie es für den Ironman gemacht habe, ist das gleiche wie ich Kunst sammle. Das ist der Weg wie ich lebe“.
Wir konnten seine japanische Kunst mit alten Keramiken aus der Jomon Zeit (10.000-300 BC), Tuschzeichnungen aus der Muromachi Zeit (1333-1568), aber auch wunderbare Kimonos und Textilien aus der Moderne, dazu Teile seiner chinesischen Kunstwerke bewundern. Die Räume des Miho Museums waren wie geschaffen für die Werke der Weber Collection.
Wir waren von der gesamten Anlage des Museums begeistert. Für Kyoto Besucher sollte das Miho Museum in einem Tagesausflug zu schaffen sein.
Im Anschluss an den Besuch des Miho Museums fuhren wir nach Wazuka, einer kleinen Stadt, die für seine grünen Teesorten bekannt ist.
Bei uns werden solche Tees auch Kyoto Tee genannt, weil Wazuka noch zur Präfektur Kyoto gehört. Allein die Fahrt durch die Täler, immer wieder von kleineren aber auch großen Teeplantagen mit ihren rund geschnittenen Teebäumen unterbrochen, ist diese Reise wert.
Wir konnten uns an dieser durch viele Generationen hinweg geschaffenen grünen Landschaft erfreuen, zumal Freunde in Wazuka eine Teeplantage unterhalten und uns das Neueste aus der japanischen Grüntee Szene berichteten.