Miki-san kennen wir von unseren Taiko Stunden in der deutschen Schule in Yokohama. Sie hat am eifrigsten mitgetrommelt und später Tanaka-Sensei, unserem Taiko Lehrer, geholfen die schweren Taiko Trommeln in seinem LKW zu verstauen.

IMG_0332_1Wir haben sie in ihrer Eigenschaft als Organisatorin des Seseragi Parks besucht. Dieser Park beherbergt  an einem großen Teich gelegen ein altes Farmhaus der Familie Uchino aus Mitte oder Ende der Edo Periode (1603 – 1867).
Visit Seseragi Park
Die Familie musste für das Siedlungs-Entwicklungsprojekt Kohoku New Town weichen, wo auf 1.340 ha für etwa 220.000 neue Bürger ein zweites Zentrum Yokohamas entsteht. Das Haus konnte dadurch der Stadt Yokohama zum Umzug an den heutigen Platz im Park zur Verfügung gestellt werden. Neben dem alten Uchino Haus steht ein hohes japanisches Eingangstor, das in Tokyo der Familie Kosugi mit den verschiedenen kleineren Nebengebäuden als Eingangstor zu ihrem Privathaus gedient hatte. Betrieben wird dieser Park von einer NPO Non Profit Organisation, die unter der Aufsicht der Stadt Yokohama steht. Miki-san ist die Leiterin dieser Organisation, sie beschäftigt weitere sechs Leute, die den Teich, die Gebäude und die umstehende Bäume, den Bambuswald und die verschiedensten Tiere in Ordnung halten und pflegen.

IMG_0339_1Als wir das Eingangstor durschritten hatten sahen wir zuerst mehrere alte Leute, teilweise in Rollstühlen in der Sonne sitzend, betreut von jungen Leuten. Dann erst die vielen jungen Mütter mit Kinderwagen und kleinen spielenden Kindern, darunter auch junge deutsche Mütter, die in der Nähe der deutschen Schule bzw. dem deutschen Kindergaten wohnen. Das alte Farmhaus war auf der Seite zum Teich hin geöffnet. Das Innere war zum Puppentag mit bunten Figuren und kleinen Bällen an Baumästen hängend geschmückt. Im Nebenraum IMG_0322_1(Küche) stehen noch die alten Steinöfen, auf denen Reis und Suppen für bis zu 130 Personen gekocht werden können. Überall liefen kleine weiße Seidenhühner  herum, anders als in Deutschland, mit kleinen Köpfen, aber plustrigerem Gefieder.  Miki-san zeigte uns Bambus Holzkohle, sowie eine stark nach Holzkohle und Essiggemisch riechende Essenz, die aus dem Dampf der bei dem Holzkohle-Prozess herausgefiltert wird und als Desinfektionsmittel verwendet werden kann. Bamboo Charcoal

IMG_0321_1Wir wussten zunächst mit der Situation und dem Zweck des Parks wenig anzufangen. Erst als wir dann nach dem Hintergrund fragten wurde uns bewusst, hier hat die Stadt Yokohama eine kleine Oase geschaffen, in der wie in einem Zeitsprung die Vergangenheit in verschiedenen Details nachempfunden werden kann.
Das alte Haus steht allen Bürgern zur Verfügung, hier kann jeder seine mitgebrachten Speisen essen, Picknick machen, kann sich mit anderen treffen oder an saisonalen Events teilnehmen, wie Hina-Matsuri (Puppentag), der Herstellung von Nudeln und sonstigen Aktivitäten, die Miki-san und ihre Mitarbeiter organisieren und veranstalten. IMG_0319_1Die Tiere, Vögel in einer Voliere, die Seidenhühner und Schildkröten können aus nächster Nähe betrachtet und von den Kindern gestreichelt werden. Zum ersten Mal haben wir dort die stark duftenden Sträucher des Mitsumata Baumes gesehen, sie sind das Rohmaterial für das berühmte Japan Papier.  Mitsumata

In zwei kleineren Nebengebäuden vor dem Eingangstor wird Bambus gespalten, der einmal pro Monat zu Holzkohle gebrannt wird.
Die Bambusholzkohle wird zu einem kleinen Pries abgegeben, damit sie zu Hause zur Desinfektion oder zur Geruchsverbesserung beitragen kann. Der große Teich ist im Frühjahr in der Kirschblütenzeit mit Lotusblüten übersät, jetzt im ausgehenden Winter kann nur erahnt werden, wie schön es im Frühling aussehen wird. Auch hier, wie in vielen stehenden Gewässern Japans,  dürfen die riesigen roten und schwarze Karpfen nicht fehlen. Sie werden von Besuchern gefüttert und schnappen mit dem typischen Karpfenschmatzen nach den kleinen Brotstückchen. Ein kleines Paradies für die Bürger und Kinder von Kohoku New Town in Yokohama.

IMG_0335_1Ein Mitarbeiter, früher Beamter der Stadt im Planungsbüro und zuständig für das Kohoku New Town Projekt,  zeigte uns das Spalten der Bambusstämme, Handarbeit aus dem vergangenen Jahrhundert. Er zeigte uns auch wie er aus kleinen, etwa dosenhohen Bambusstücken Stelzen für Kinder herstellen kann, alles ausgerichtet auf die umliegenden Bürger und Kinder, die ansonsten keine Gelegenheit haben das ursprüngliche Leben auf dem Land zu erfahren. Die Gegend von Kohoku New Town mit dem Tsuzuki Distrikt wurde in den vergangenen 30 Jahren entwickelt und gehört zu Yokohamas aufstrebenden Stadtteilen, insbesondere für junge Familien.  Ihnen und den alten Menschen, die hier leben, möchte die zweitgrößte Stadt Japans mit ihren insgesamt 3,5 Mio. Einwohnern eine angenehme Atmosphäre mit diesem Park schaffen.

IMG_0344_1Uns erschloss sich das Projekt durch die Erläuterungen von Miki-san, eine wunderbare Gelegenheit japanische „Omotenashi“ (Gastfreundschaft) an einem herrlich sonnigen Vormittag zu erleben. Der Seseragi Park ist nur ein Beispiel von mehreren Parks und alten Häusern, die die Stadt für ihre Bürger mit hohem finanziellem und personellem Aufwand zum direkten Erleben bereitstellt.  Wir waren von Miki-sans warmherzigem Empfang  begeistert. Sie strahlt das japanisches „Omotenashi“ mit ihrem liebenswürdigen, nachahmenswerten Eifer aus.

IMG_0334_1Wer in Yokohama ist, sollte sie dort besuchen. Die Adresse des Parks: Shinsakae-machi, Tsuzuki-ku, Yokohama, Kanagawa Pref, Tel. (045) 592 6517.
Seseragi-Park